Postproduktion
Nachdem alle Szenen gedreht wurden, könnte man annehmen, dass der Großteil der Arbeit erledigt ist. Tatsächlich ist jedoch oft das Gegenteil der Fall: Viele Aspekte werden erst in der Postproduktion realisiert. Unter Postproduktion, oder Nachproduktion, versteht man die Erstellung und Bearbeitung eines Videos nach den eigentlichen Dreharbeiten. Ein etwa 90-minütiger Kinofilm benötigt durchschnittlich bis zu drei Monate in der Nachbearbeitung.
Die Postproduktion umfasst mehrere Schritte:
- Sichten des Materials
- Ausmustern überflüssiger Aufnahmen
- Schnitt
- Speichern
Im Folgenden erklären wir, was bei diesen Schritten zu beachten ist.
Sichten:
Im professionellen Filmbereich wird ein sogenannter Cutterbericht verfasst, der parallel zum Dreh das gesamte Filmmaterial dokumentiert. Die Aufnahmen können zunächst sortiert und überprüft werden, um festzustellen, wie viele Aufnahmen von welcher Szene vorhanden sind und welche unbrauchbar sind. Ein typischer Fehler beim Filmen mit dem Tablet ist der Finger vor der Linse: Nur ein Bruchteil des gedrehten Materials wird letztendlich im fertigen Film zu sehen sein. Im professionellen Bereich wird durchschnittlich 20 Stunden Material für eine Stunde Film benötigt.
Schnitt:
Nach der umfangreichen Sichtung und Sortierung des Materials folgt der kreative Teil: der Filmschnitt. Hierbei wird das Material strukturiert und durch gezielten Schnitt Spannung aufgebaut.
Die Montage gliedert sich in folgende Schritte:
- Rohschnitt: Zunächst erfolgt der Schnitt aller Szenen gemäß den Vorgaben des Storyboards oder Drehbuchs. In dieser Phase lässt sich bereits das Tempo des Films festlegen, indem die Szenen entweder mit einer schnelleren oder langsameren Bildfolge zusammengefügt werden. Außerdem können der Beginn und das Ende jeder Aufnahme so bearbeitet werden, dass die Übergänge zwischen den Szenen nahtlos und der Ablauf fließend gestaltet werden.
- Feinschnitt: Der Feinschnitt stellt im Wesentlichen einen Prozess der Nachbearbeitung dar, bei dem sämtliche Szenen erneut durchgesehen und bei Bedarf einzelne Aufnahmen und Übergänge angepasst oder Szenen umgestellt werden.
L- und J-Schnitt
Anstatt Sequenzen einfach hintereinander zu schneiden, bietet der Einsatz von L- und J-Schnitten die Möglichkeit, die Spannung zu erhöhen.
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- L-Schnitt: Der Ton einer Szene setzt sich über den Schnitt hinaus fort und dauert bis in die nächste Einstellung an, wie beispielsweise in den Abspann. Dies schafft einen fließenden Übergang zwischen den Szenen.
- J-Schnitt: Der Ton der folgenden Szene beginnt schon vor dem visuellen Übergang, wodurch der Übergang weicher und natürlicher wirkt.
Tipps und Tricks:
Es gibt keine universellen Schnittregeln für alle Filmgenres. Dennoch sollten einige typische Fehler vermieden werden, um den Film professioneller wirken zu lassen.
- Abgehackte Sätze
Im Film gesprochene Sätze sollten vollständig sein und nicht mittendrin beginnen oder enden. Eine Kommentarstimme kann zur Not einen Satz einleiten oder vervollständigen.
- Anschlussfehler
Da Filme selten chronologisch gedreht werden, ist es wichtig, die Kontinuität zwischen zwei Einstellungen zu wahren, um den Ablauf nicht zu stören.
- Bild-Ton-Versatz
Der Ton muss synchron zu den Bewegungen im Bild sein, z.B. sollte das Klacken von Schuhen hörbar sein, wenn die Absätze den Boden berühren.
- Dissonanzen
Bei der Vertonung dürfen sich keine disharmonischen Tonkombinationen durch Überlagerung oder Überblendung von Musikstücken oder Geräuschen bilden.
- Tonwertsprünge
Lichtverhältnisse und Farbtöne in zusammenhängenden Bildfolgen sollten zusammenpassen. Unterschiede können oft in der Nachbearbeitung angeglichen werden.
- Trenner
Trenner wie Titel oder Grafikanimationen zwischen Themenblöcken helfen, den Film zu strukturieren oder interessanter zu gestalten.
- Übriggebliebene Bild- oder Tonteile
Reste anderer Aufnahmen in der Timeline können ungewollte Wechsel während Überblendungen verursachen. Diese sollten sorgfältig entfernt werden, um einen flüssigen Übergang zu gewährleisten.
- Bauchbinden
Bauchbinden am unteren Bildrand bieten dem Publikum Informationen über die sprechende Person. Diese sollten bereits beim Dreh eingeplant werden, um visuell ins Bild zu passen.
- Text-Bild-Schere
Diskrepanzen zwischen Bildinhalt und Kommentartext stören, außer bei beabsichtigter Ironie. Bild und Text sollten stets harmonieren.
- Überflüssige Effekte
Effekte sollten sparsam und nur dann eingesetzt werden, wenn sie den Inhalt unterstützen und nicht ablenken.
- Doppelungen
Im Kommentar sollten Informationen, die bereits durch das Bild vermittelt werden, nicht unnötig wiederholt werden. Bild und Kommentar müssen sich ergänzen.
- Auswahlfehler
Schlechte Aufnahmen, wie solche mit störenden Elementen im Hintergrund oder sichtbaren Fingern im Bild, sollten aussortiert werden.
Format und Kompression:
Für die endgültige Fertigstellung muss der Film gerendert werden. Wählen Sie die richtige Auflösung und Kompression, um die Dateigröße zu reduzieren, ohne die Qualität zu beeinträchtigen.
- Passen Sie die Auflösung dem Ausgabegerät an.
Die Auflösung des Films sollte nicht höher sein als das, was das Ausgabegerät unterstützt. Beamer bieten nur selten 4K-Auflösung, weshalb hier in der Regel Full HD ausreichend ist. Ein Bildschirm verfügt jedoch oft über eine 4K-Auflösung, bei der die Auflösung nicht reduziert werden sollte. Eine weitere Regel lautet: Je kleiner die Ausgabefläche, z.B. bei einem Handy, desto geringer kann die Auflösung sein.
- Verwenden Sie einen geeigneten Komprimierungs-CoDec (beispielsweise H265).
Das Ziel des CoDecs ist es, die Datenmenge zu reduzieren. Das bedeutet, dass bei vielen Film- und Tondateien im Projekt die Dateigröße am Ende durch Komprimierung verringert wird, anstatt einfach die Megabytes zusammenzuzählen. Gute CoDecs sind notwendig, um dabei die Filmqualität zu erhalten. Bekannte CoDecs sind unter anderem H.265 oder MPEG-4.
Speichermedien:
Nach Fertigstellung des Films stehen verschiedene Optionen zur Speicherung zur Verfügung.
- USB-Stick
Du kannst einen USB-Stick an dein Tablet anschließen, indem du einen passenden Adapter verwendest.
- USB-Kabel
Mit einem Kabel, das einen USB-Anschluss an einem Ende und einen Anschluss für dein Tablet am anderen Ende hat, kannst du Bilder direkt auf deinen Computer übertragen.
- Cloud
Wenn du einen Cloud-Speicherdienst wie Nextcloud verwendest, kannst du Dateien direkt von deinem Tablet aus dort speichern.
- Externe Festplatten
Du kannst auch externe Festplatten anschließen, ähnlich einem USB-Stick, indem du einen Adapter verwendest. Bitte beachte jedoch, dass dies nur bei Festplatten möglich ist, die keine externe Stromversorgung benötigen.