DIY und Making in der Schule - Grundlagen und Praxisbeispiele von der Grundschule bis zum Abitur
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Einführung ins Making
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1. Was ist Making?
Maker und Makerinnen – die Daniel Düsentriebs des 21. Jahrhunderts
Im Kern geht es darum, kreativ zu werden und etwas in die Tat umzusetzen. Selbermachen ist dabei ein zentrales Element. Ebenso spielt es eine Rolle, vorhandene Dinge zu nutzen und diese für die Lösung eines Problems einzusetzen. Dabei ist es nicht so sehr von Bedeutung, ob ein hochkomplexes Projekt umgesetzt oder eine kleine improvisierte Lösung für ein Problem gefunden wird, wie beispielsweise einen Schlüssel durch das Anbringen eines Gummibandes am Herausfallen aus dem Türschloss zu hindern. Beim Maken heißt es: anpacken und machen. Makerinnen und Maker könnten somit als moderne Bastlerinnen und Bastler bezeichnet werden.
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Die Maker-Szene – Vielfalt fördert Lösungsfindung
Die Maker-Szene ist eine sehr aktive Community. Ein großer Vorteil der Maker-Szene liegt darin, dass die Menschen aus den unterschiedlichsten Disziplinen kommen. Sie bringen viele verschiedene Fertigkeiten und unterschiedliches Know-How mit. Bei einer Problemstellung kommen diese Menschen zusammen und entwickeln gemeinsam eine Lösung, auf die eine einzelne Person vielleicht niemals gekommen wäre.
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Gängige Definitionen
Es gibt keine einheitliche Definition zum Making. Für manche Menschen bedeutet es, mit bestehenden Mitteln kreativ zu werden, für andere steht Selbermachen und Technik im Mittelpunkt und für wieder andere geht es darum, möglichst simple Lösungen für alle möglichen Probleme zu finden.
Wir haben Ihnen nachfolgend verschiedene Definitionen aus unterschiedlichen Bereichen und Institutionen herausgesucht:
Das BMBF nennt folgenden Absatz:
„In der Maker-Szene treffen sich kreative Tüftlerinnen und Tüftler verschiedenster Disziplinen, um Ideen auszutauschen, gemeinsam Problemlösungen zu entwickeln und eigene Do-it-Yourself-Projekte zu verwirklichen. Unter dem Leitsatz „If it can be imagined it can be made“ erschließt diese stetig wachsende Maker-Bewegung ein enormes Innovationspotenzial.“ (Abgerufen am 22.07.2022)
Digitale Bildung trifft Schule definiert Making wie folgt:
„Das Selbermachen, auch Do It Yourself (kurz DIY) genannt, ist seit einigen Jahren ein gesellschaftlicher Trend, Handarbeiten und Werken hat (wieder) Konjunktur. Das kreative Gestalten mit digitalen Geräten und Technologien wird dabei im deutschsprachigen Raum mit Making (engl. » machen «) bezeichnet und kann auf eine Tradition aktiven Gestaltens in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie (medien) pädagogischer Bezüge zurückgreifen.“ (Abgerufen am 22.07.2022)
Im Mittelstandswiki wurde neben der Definition zudem eine übersichtliche Darstellung der Kernelemente der Maker-Szene veröffentlicht:
„Die Maker-Szene ist eine der erfolgreichsten Bewegungen der letzten beiden Jahrzehnte. Ihre Mitglieder kommen aus dem Umfeld der Open-Source- und der freien Programmierszene, sie sind moderne Vertreter der ehemaligen Heimwerker- und Do-it-yourself-Bewegung. Doch statt im Baumarkt findet man sie eher im Elektronikfachgeschäft und auf den Websites spezialisierter Versender von Zubehör für Mikrocomputer oder 3D-Drucker. Es sind Bastler, die sich für moderne Technik begeistern, diese aber nicht nur konsumieren, sondern auch selbst kreativ für eigene Projekte nutzen wollen.“ (Abgerufen am 22.07.2022)
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Reflektieren und ausprobieren!
Überlegen Sie, welche Elemente beim Making für Sie wichtig sind. Formulieren Sie Ihre persönliche und für Sie passende Definition vom Making. Wenn Sie mögen, können Sie diese Definition im Forum teilen.
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1.1 Facetten des Makings
Da es keine einheitliche Definition vom Making gibt, ist auch die Abgrenzung zu verwandten Bereichen nicht eindeutig. Beim Handarbeiten und Handwerken geht es schließlich auch darum, etwas selberzumachen und kreativ zu werden. Ähnlich sieht es beim Coding aus.
Gibt es dann vielleicht gar keinen Unterschied? Da gehen die Meinungen auseinander. Sicher ist, dass Making sehr viele verschiedene Facetten hat. Am ehesten könnte der Unterschied in den verschiedenen Ansätzen und Herangehensweisen zu finden sein. Beispielsweise steht bei der Handarbeit oder beim Heimwerken eine spezifische Tätigkeit oder Fertigkeit als solche im Vordergrund, es geht zwar auch darum, etwas herzustellen (beispielsweise für den Eigengebrauch oder als Geschenk), aber das Produkt ist nur das Ergebnis der Handlung, sozusagen das Beiprodukt.
Beim Making steht hingegen oft eine konkrete Problemstellung im Vordergrund und die Fertigkeiten sind nur das Mittel zur Lösungsfindung. Das Produkt am Ende ist somit meist die Lösung selbst.In Bezug auf Unterricht ließe sich somit sagen, dass beispielsweise im Handarbeits- oder Informatikunterricht das Erlernen von Fertigkeiten im Vordergrund steht, während bei Makerkursen der Fokus auf der kreativen Problemlösung liegt, dazu werden dann natürlich auch Fertigkeiten vermittelt.
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1.2 Die Geschichte des Makings
Der Begriff Making und die damit verbundene Making-Bewegung hat ihren Ursprung in den 1970er Jahren. Er kommt aus den USA und ist aus der Do It Yourself-Szene entstanden.
Der erste Makerspace bzw. das erste FabLab (näheres zur Unterscheidung siehe Kapitel 2) entstand 2002 im MIT in Boston und wurde vom Physikprofessor Neil Gershenfeld ins Leben gerufen. Das FabLab sollte eine offene Werkstatt für alle Studenten und Studentinnen sein. Deutschland hat noch ein paar Jahre bis zur Entstehung des ersten Makerspace gebraucht. 2009 wurde der erste Makerspace an der RWTH Aachen eröffnet. Das erste Treffen der deutschen Maker-Szene fand 2012 in Hamburg statt. Seitdem hat das Thema immer weiter an Bedeutung gewonnen, inzwischen gibt es in fast jeder größeren Stadt mindestens einen MakerSpace, viele regelmäßige Veranstaltung sowie Fachzeitschriften zum Thema.
Weitere Informationen zum Thema
Artikel: FabLab: Entstehungsgeschichte, abgerufen am 08.05.2022
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1.3 Welche Kompetenzen sind hilfreich und lassen sich durchs Making fördern?
Beim Making geht es darum, kreative Lösungen für ein Problem zu finden. Es gibt keine Kompetenzen, die zwingend nötig sind. Sicherlich gibt es einige Eigenschaften, die für Maker und Makerinnen hilfreich sind. Hard Skills wie Löten, Programmieren oder Basteln sind von Vorteil, können sich aber auch im Verlauf der Zeit angeeignet werden. Zu den Soft Skills gehören beispielsweise Eigenschaften wie Offenheit und Neugierde. Je weniger Berührungsängste mit beispielsweise neuen Materialien vorhanden sind, desto besser. Maker-Projekte verlaufen selten komplett nach Plan. Wer eine Offenheit für neue Situationen mitbringt, hat schon einmal ein gutes Rüstzeug, um auch mit Misserfolgen klar zu kommen oder um an einem manchmal erforderlichen Umplanen in einem Herstellungsablauf nicht zu scheitern.
Zur Umsetzung eines Vorhabens gehört auch die Planung, dazu braucht es ein gewisses Maß an Selbstständigkeit und die Fähigkeit, sich und die Projektumsetzung selber organisieren zu können. Außerdem sind kreative Fähigkeiten sicherlich von Vorteil, hierbei sind nicht nur künstlerischen Fähigkeiten gemeint, sondern auch Fähigkeiten wie beispielsweise die kreative Lösungsfindung.
Im schulischen Kontext können sowohl die Hard Skills als auch die Soft Skills entwickelt werden. Außerdem werden Fähigkeiten wie Recherchieren und Präsentieren gefördert. Bei fast allen Vorhaben sind umfangreiche Recherchen notwendig, beispielsweise nach Vorlagen, Bauplänen oder Materialien. Ist ein Vorhaben umgesetzt, erfolgt meist die Präsentation in der Gruppe. Nicht nur durch das Präsentieren der Ergebnisse, sondern vor allem das Gefühl, ein eigenes Projekt umgesetzt zu haben, erzeugt Stolz und schafft Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Darüberhinaus entsteht Vorfreude auf das nächste Projekt.
Neben den genannten Skills wird beim Making fast automatisch in das Thema Nachhaltigkeit und BNE eingeführt, da sehr häufig Materialien oder Gegenstände recycelt oder kaputte Objekte repariert werden. Hier finden sich Unterrichtsmaterialien zum Thema BNE.
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1.4 Maker Education
In der Realität findet Making in Schule häufig außerhalb des Unterrichts, beispielsweise innerhalb von AGs statt. Hinter dem Begriff „werkstattorientierte digitale Bildung“ oder auch „Maker Education“ verbirgt sich der Ansatz, Making im schulischen Alltag in den Standard-Lehrplan zu integrieren.
Ziel ist es, eine didaktisch-methodische Lernumgebung zu schaffen, welche die Möglichkeiten von Making abdecken kann. Hierunter ist eine offene Lernumgebung gemeint, die einen selbstbestimmten Umgang mit Technik und die eigenständige Umsetzung von Projekten möglich macht. Schülerinnen und Schüler sollen die Fähigkeit erlangen, selbst schöpferisch aktiv zu werden und die Welt mitzugestalten. Hierbei werden Kompetenzen wie das selbstständige Arbeiten, das kritische Denken und Hinterfragen, die Kollaborations- und Kommunikationsfähigkeit sowie ein interdisziplinäres Arbeiten vermittelt.
Weiterführende Materialien:
Aufsatz: Maker Education. Grundlagen der werkstattorientierten digitalen Bildung in der Schule und Entwicklungen zur Professionalisierung der Lehrkräfte, Pädagogische Einordnung, Praxisbeispiele aus der Schule und ein Überblick zu Fortbildungsmöglichkeiten für Pädagoginnen. (Abgerufen am 22.07.2022)
Handbuch: Make in Class, Leitfaden zur Integration in den Lehrplan. (Abgerufen am 22.07.2022)
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2. Werkstatt, Makerspace, FabLab und Hackathon: Was versteckt sich hinter den Begriffen?
Von FabLabs über Hackerspaces bis hin zu Mischformen wie Makerspaces gibt es viele Formen und Farben von offenen Werkstätten. Worin die Unterschiede und Gemeinsamkeiten liegen, erfahren Sie in diesem Video. Auch wenn im Schulbereich fast ausschließlich Maker-Spaces zu finden sind, ist es gut zu wissen, welche andere Formen es gibt, weil auch diese sich (vgl. Kapitel 7) für die Umsetzung schulischer Projektideen nutzen lassen oder gar Angebote für Schulen machen.
Übrigens: In der Making-Community ist das Du die übliche Anrede, daher wird sie auch hier im Video – und allen weiteren – gewählt.
Finde die Form Deiner Werkstatt. FabLab, Makerspace oder etwas ganz anderes?
Im Video erwähnte Materialien
Fablabs.io – Online Netzwerk der internationalen FabLab Gemeinschaft, abgerufen am 22.07.2022
Hackerspaces – Online Netzwerk der Hackerspace Gemeinschaft, abgerufen am 22.07.2022
Chaos Computer Club – Der Chaos Computer Club e. V. (CCC) ist die größte europäische Hackervereinigung, abgerufen am 22.07.2022
maker-faire.de – Online-Auftritt der Maker Media mit einer Karte aller Makerspaces im deutschsprachigen Raum, abgerufen am 22.07.2022
Repair Cafe – Übersicht über Repair Cafes, abgerufen am 22.07.2022
Offene-Werkstatt Suche – Übersicht über Werkstätten im deutschsprachigen Raum, abgerufen am 22.07.2022
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3. Reflektieren und ausprobieren
Welche Beispiele fallen Ihnen ein, bei denen Sie bereits selbst zum Maker oder zur Makerin geworden sind?
Welche Problemstellungen fallen Ihnen in Ihrem unmittelbaren Umfeld ein, für die Sie eine kreative Lösung entwickeln könnten?
In welchem Fach oder in welcher Lerngruppe könnten Sie sich vorstellen, ein Making-Projekt durchzuführen, und welche Kompetenzen Ihrer Schülerinnen und Schülern würden Sie damit fördern?
Wenn Sie mögen, können Sie die Antworten im Forum zum Kurs teilen. Hier gelangen Sie zum Forum.
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4. Glossar Making ABC
In unserem Glossar finden Sie nach Kategorien sortiert einige zentrale Making-Begriffe mit weiterführenden Informationen und kurzen Erläuterungen. Es ist nicht schlimm, wenn Sie nicht alle Begriffe kennen und nicht direkt die korrekte Definition im Kopf haben. Dieses Lexikon dient zum Nachschlagen. Sollte Ihnen beim Durcharbeiten des Lernangebots ein unbekanntes Wort auffallen, können Sie in diesem Glossar nachschauen. Zudem haben wir uns im Rahmen dieses Kurses dazu entschieden, eine Sortierung nach Kategorien vorzunehmen, um ein schnelleres Auffinden zu gewährleisten. Weitere allgemeine Begriffserklärungen finden sich beispielsweise auch im Glossar – DIY und Making von Medien in die Schule.
Making allgemein
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Allgemeine technische Begriffe
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Konstruktion
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Modellierung
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3D-Dateiformate
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2D-Dateiformate
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3D-Druck
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Schneideplotter
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Elektronik-Programmierung
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Testen Sie Ihr Wissen!
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Hier geht es zum nächsten Kapitel Nützliches vor dem Start - Ausstatten und Loslegen.
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