• Kritisches Lesen und Schreiben

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      Video zum Einstieg

      Worum geht es beim kritischen Lesen und Schreiben? Dazu wird in diesem Video ein erster Überblick gegeben:

      Soweit nicht anders angegeben stehen alle Inhalte unter der Lizenz CC BY 4.0. Namensnennung: Nele Hirsch (eBildungslabor) im Auftrag des LISUM.

      Wie funktioniert kritisches Lesen und Schreiben?

      Die naheliegendste Form von kritischem Lesen und Schreiben in einer Kultur der Digitalität ist es sicherlich, einen Text auf andere Art und Weise bzw. vertiefter zu analysieren, damit zu spielen und auf diese Weise eine eigene Sichtweise dazu zu entwickeln. Empfehlenswert sind hierzu unter anderem die Voyant Tools. Diese wurden ausführlich in diesem Blogbeitrag vorgestellt.

      Daneben werden beispielhaft einige eher kleinere Tools aufgezeigt, die die Herausforderung des kritischen Lesens und Schreibens ebenfalls unterstützen können.

      BlackOutPoetry

      Als ‘Blackoutpoetry’ bezeichnet man die Technik, bei einem bestehenden Text große Teile schwarz einzufärben/ zu übermalen. Die übrig gebliebenen Worte/ Sätze ergeben dann eine neue Bedeutung. Vor diesem Hintergrund wird die Technik im Deutschen zum Teil auch als ‘Versteckte Verse’ bezeichnet. Der Reiz bei Blackoutpoetry im virtuellen Raum liegt vor allem daran, dass es sehr einfach ist unterschiedliche ‘Basis-Texten’ online zu recherchieren und unterschiedliche Varianten von versteckten Versen erstellt werden können. Darüber hinaus ist es auch möglich, dass Lernende eigene Texte schreiben – und dann Mitlernende ‘versteckte Verse’ daraus erstellen.

      Zur Umsetzung kann das Glitch-Tool ‘Versteckte Verse’ genutzt werden. Man kann hier entweder einen der drei Beispiels-Texte (Artikel des Grundgesetzes, Die Leiden des jungen Werther, Hänsel und Gretel) auswählen oder einen eigenen Text hochladen. Anschließend werden all die Worte angetippt, die man behalten will. Mit Auswahl des Buttons ‘Einfärben’ wird der ganze Rest virtuell übermalt. Das entstandene Kunstwerk kann als Bild herunter geladen und geteilt werden.

      Experimentelle Ergänzung: Sehr spannend wird Blackoutpoetry, wenn sie zufallsgeneriert wird. Hierzu kann jede beliebige Website besucht und dann eingefärbt werden. Der kreative Prozess beinhaltet dann erstens die Internetrecherche nach den gewünschten Webseiten. Zweitens die Auseinandersetzung mit den entstehenden ‘Versteckten Versen’ im Zuge einer beliebig häufigen Wiederholung des zufallsgenerierten Überschreibungsprozesses. Für englischsprachige Webseiten hat Max Kremins hierzu ein Bookmarket erstellt, das direkt eingesetzt werden kann.

      GifLinks

      Leider für mobile Geräte eher ungeeignet, ansonsten aber eine sehr schöne Möglichkeit für eine weitergehende Text-Interpretation ist das Tool GifLinks. Damit lassen sich Texte mit Gifs unterlegen. Wenn man dann mit der Maus über die verlinkte Stelle fährt, öffnet sich ein Gif.

      Die Software und Ideen zur Nutzung findet sich auf Github. Ein Anschauungsbeispiel und Erläuterung zum Remix werden in diesem Screencast erläutert:

      Texter-Tool

      Mit dem Texter Tool lässt sich Text eintippen – und dann mit dem geschriebenen Text malen. Hier ist ein sehr einfaches Beispiel, bei dem die Worte ‚Endlich Frühling‘ als Sonne visualisiert werden:

      Frühling Bild Nele Hirsch, kritisches Lesen und Schreiben

      Dieses Tool schafft mit der Visualisierungsmöglichkeit zusätzlich zu dem ’normalen‘ Text eine weitere Ebene der Kommunikation. Hier kann das Tool offen genutzt werden.

      Es kann festgehalten werden: Zum kritischen Lesen und Schreiben stehen zeitgemäßer Pädagogik zahlreiche Analyse- und Erkundungstools zur Verfügung. Bei diesen geht es vorrangig darum, einen Text auf andere Art und Weise ‚zu durchleuchten‘ oder zu interpretieren, als es mit analog-basierten Methoden möglich wäre.

      Welche weiteren Ausprägungen von kritischem Lesen und Schreiben gibt es?

      Neben der individuellen Auseinandersetzung mit und Interpretation von Texten geht es bei kritischem Lesen und Schreiben auch um die Frage, wie man sich zu Internet-Kommunikation positionieren und seine eigene Meinung finden kann. Dazu werden häufig Checklisten empfohlen. Beispiele hierfür sind das professionelle Aussehen einer Website, die wissenschaftlichen Sprache oder das Fehlen von Rechtschreibfehlern. Kurz gefasst lautet die Vorgabe: Je ‘besser’ eine Website ist, desto vertrauenswürdiger. Dem ist aus drei Gründen zu widersprechen:

      • Bedeutungslosigkeit: Solche ‘vertrauenswürdigen Äußerlichkeiten’ lassen sich sehr leicht faken sind also bedeutungslos. Der Checklisten-Ansatz führt zudem noch dazu, dass viele Lernenden anfällig für Regeln sind, die ebenfalls nicht stimmen (z.B. eine .com Endung bei einer Website wird als weniger vertrauenswürdig als eine .org-Endung eingeordnet)
      • Kompliziertheit: Die intensive Prüfung einer Quelle nach mehreren Kriterien stammt noch aus einer überwiegend analogen Zeit, in der z.B. entschieden werden musste, welchen von fünf Artikeln in einer Hausarbeit zitiert werden soll. In einer digitalisierten und vernetzten Gesellschaft, in der man potentiell mit massenhaft und zum Teil auch sehr kurzen Informationen (z.B. ein Social Media Clip) konfrontiert wird, werden Faktencheck-Routinen benötigt, die schnell und einfach sind. Ansonsten lassen es viele Menschen wahrscheinlich eher ganz mit dem Faktencheck …
      • Einerseits/ anderseits: Checklisten drohen einen zu erschlagen und dazu zu führen, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht: Das eine Kriterium trifft zu, das andere nicht, das dritte kann nicht eingeschätzt werden… Wie soll da eine Entscheidung getroffen werden? Anders ausgedrückt: Da bei Checklisten Relevanz-Einschätzungen meist fehlen, erschweren sie eher die Entscheidung über die Quelle, anstatt zu helfen.

      Eine alternative Herangehensweise sind Handlungsroutinen, die auf einer Kontextualisierung der gefundenen Information beruhen. Anstatt zu fragen: Was für Anhaltspunkte sprechen bei der gefundenen Information für ihre Glaubwürdigkeit? Sollte ich besser fragen: Was sagt das Netz dazu? Auf diese Weise kann schnell eruiert werden, woher eine Information stimmt und mit welchem Interesse sie geteilt wurde. Die wichtigsten hierfür benötigten Handlungsroutinen sind in diesem Selbstlernkurs der Zentral- und Landesbibliothek von Berlin zusammengestellt. Nachfolgend wird der Wikipedia-Trick aufgezeigt, der Lernenden sehr einfach erklärt und der in Lernprozessen immer wieder angewandt werden kann. In diesem Screencast ist er gezeigt: