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  • Web AccessibilityDieser Info-Kurs richtet sich an Kursverantwortliche und thematisiert digitale Barrierefreiheit.

    Sie finden hier Informationen, wie Sie Barrieren innerhalb eines Moodle-Kurses vermeiden oder niedrigschwellig halten können. Es handelt sich dabei in erster Linie um Hindernisse, die sensorisch behinderte Menschen betreffen – vornehmlich solche mit Sehbehinderungen.

    Dieser Kurs ist unter CC-BY lizensiert und wurde von der Humboldt-Universität zu Berlin erstellt.


  • Barrieren gibt es sowohl in der analogen als auch digitalen Welt. Auf der einen Seite kann ein nicht abgesenkter Bürgersteig oder eine Treppe den Zugang erschweren, auf der anderen Seite eine eingescannte PDF-Datei den Zugang zu Studieninhalten verhindern.

    Zugänglichkeit für alle ermöglichen: Grundsätzlich sollen Hürden vermieden werden, die einem Menschen die Teilnahme oder den Zugang erschweren oder unmöglich machen.

    Das Thema Barrierefreiheit bezieht sich in diesem Info-Kurs in erster Linie auf digitale Medien wie Webseiten oder Moodle als System. Hier soll es vor allem darum gehen, wie Sie als Kursverantwortliche/r Inhalte für sensorisch behinderte Teilnehmer aufbereiten, vornehmlich für Menschen mit Seh- und Hörproblemen, aber auch für ältere und ausländische Studierende.

    Achten Sie am besten grundsätzlich auf Barrierearmut in Ihren Kursen, denn oftmals bemerkt man die Einschränkungen der Menschen nicht.


    • Zentrale Bereiche digitaler Barrierearmut

      1. Gute Lesbarkeit
        • kontrastreiche Darstellung
        • gut lesbare Schrift
        • visuell und logisch erfassbare Textstruktur

      2. Intutive und übersichtliche Navigation
        • Ausblendmöglichkeit "unnötiger" Bereiche
        • Steuerungsmöglichkeiten ohne Maus, nur mit Tastatur

      3. Lesbarkeit der Inhalte durch Screenreader
        • Reduzierung auf das Wesentliche (auf Übersichtsseiten, wie z. B. die Kursseite eines Moodle-Kurses)
        • Reduzierung nicht benötigter Seitenblöcke
        • Lesbarkeit (per Screenreader) von PDF-Dokumenten

      4. Audioinformationen visualisieren
        • Vorlesungsmitschnitte transkribieren / untertiteln




  • Die Abkürzung PDF steht für Portable Document Format. Dieses Format besticht vor allem durch seine Kompatibilität zwischen verschiedenen Systemen und Programmen. Das bedeutet, dass beispielsweise ein Windows-Nutzer ein PDF erstellen kann und dieses von einem Mac-Nutzer genau so betrachtet und gelesen werden kann, wie vom Ersteller gedacht. Formatierungen, Schriftarten … alles wird durch dieses Format dem ursprünglich erstellten Dokument konform wiedergegeben. Mittlerweile können auch Internet-Browser wie PDFs ohne separates Programm darstellen.


    Was muss ein barrierefreies PDF können?

    Damit ein PDF beispielsweise von assistiven Geräten (Screenreader, Vergrößerungssoftware, u. a.) gelesen werden kann, muss es aus durchsuchbarem Text bestehen. Texte, die in Schreibprogrammen erstellt (Word oder Open Office) und als PDF exportiert werden, sind in der Regel durchsuchbar (das sie aus einzeln erfassbaren Buchstaben-Zeichen bestehen). Eingescannte Bücher müssen dagegen erst noch umgewandelt werden, da sie zunächst nur aus einem einzelnen Bild pro Seite bestehen.


    Text-Dokument als PDF exportieren

    Wie Sie ein möglichst barrierefreies PDF mittels eines Text-Dokuments erstellen, wird auf dieser Website der TU Dresden erklärt. 


    Automatische Texterkennung (OCR)

    Schwieriger wird es zum Beispiel bei eingescannter Literatur. Hier "fotografiert" der Scanner die Buchseiten ab und gibt sie als eine aus Pixeln bestehenden Grafik aus. Der Inhalt wird nicht automatisch als Text erkannt und kann daher von Screenreadern nicht vorgelesen werden.

    Zu Hilfe nehmen kann man die optische Texterkennung (kurz OCR, ausführliche Informationen bei Wikipedia). Sie erkennt Buchstaben und ordnet ihnen einen Zahlenwert zu, der der digitalen Zeichenkodierung entspricht. Im besten Falle ist der Text nun durchsuchbar (und damit ebenso markierbar, kopierbar, usw.). 

    Je besser die Texterkennung und -korrektur ist, desto besser ist der Text verständlich. Für das barrierefreie Aufbereiten von gescanntem Text sollte also eine hinreichend gute Scan-Quallität sowie gute OCR-Software verwendet werden. Für die Zielgruppe spezialisierte Software kann darüber hinaus auch Braille-Steuerung und Vorlesemöglichkeiten enthalten (z.B. OpenBook).


    Probleme: 

    Sind die Buchseiten nicht einwandfrei eingescannt, hat die automatische Texterkennung Probleme mit der Erkennung der Zeichen. Z. B.

    Bild: Fehler bei der Texterkennung

    In der gescannten Vorlage steht:

    Er weiß es doch! – Ich bin über-
    zeugt, und du bist es auch, dass er
    es weiß. 
    Ob er heute wohl noch kommt?
    – Bist du der Meinung, dass er 
    heute noch kommt?

    Erkannt wurde durch die OCR-Texterkennung:

    Er weiß es doch!- Ich hin üherzeugt,
    und du btst es auch, dass er
    es weiß.
    Ob er heute wohl noch kommt?
    - B I.S 1 du der Meinung,

    Die Texterkennung konnte hier nicht einwandfrei erfolgen, da die Vorlage beim Scannen nicht "glatt" auflag. Die Zeilen sind dadurch verschoben.

    Hinweis: Für dieses Beispiel wurde das Programm Acrobat Pro X des Softwareherstellers Adobe verwendet. Es dient zur Erstellung und Bearbeitung von PDF-Dokumenten. Es gibt aber auch kostenfreie OCR-Programme, zum Beispiel FreeOCR (Windows-Programm,  Link zu Download-Möglichkeit auf chip.de).


    Verwendung von Lesezeichen

    Gerade bei mehrseitigen, textlastigen Dokumenten lohnt sich die Verwendung von Lesezeichen für einfaches Navigieren. Damit können Abschnitte oder Kapitel gekennzeichnet werden. Das Einrichten der Lesezeichen variiert je nach Programm. 

    Hinweis: Mit einfachen PDF-Readern lassen sich keine Lesezeichen erstellen. Man benötigt dafür einen PDF-Editor wie Acrobat Professional (kostenpflichtig) oder entsprechende Freeware.


    Begriffe

    Screenreader: Software, die Bildschirminhalte akustisch ausliest und gleichzeitig die Braille-Zeile steuert.

    Braille-Zeile: Hardware, die dieselben Inhalte wiedergibt wie ein Screenreader, nur nicht auf akustischer, sondern auf taktiler Ebene. Eine Braille-Zeile besteht aus einer Leiste (vor der konventionellen Tastatur platziert), die in modulare Elemente gegliedert ist, durch die einzelne Stifte (jeweils in 8er-Gruppen) über Piezo-Kristalle hochgedrückt werden und die Inhalte und Steuerelemente in Braille-Schrift wiedergeben.


    Weitere Quellen und Informationen

  • Die meisten Betriebssysteme, vor allem die gängigsten wie Windows oder Mac OS X, bieten Bedienhilfen an, die einen relativ barrierearmen Zugang ermöglichen.

    Windows

    Im Betriebssystem Windows finden Nutzer ab 8.1 die Bedienhilfen im „Center für erleichterte Bedienung“. Dort kann man zentral alle Einstellungen vornehmen, um sich mehr Barrierefreiheit zu ermöglichen. Dazu gehören zum Beispiel die Anpassung der Darstellung von Inhalten, die Bedienung ohne Maus oder Tastatur, Verwendung von Text- oder Audio-Alternativen. Systeminterne „Hilfe-Technologien“ sind das Programm Bildschirmlupe, die Funktion Sprachausgabe und eine Bildschirmtastatur.


    Der Weg dorthin ist wie folgt:

    1. Klick auf 'Start'.

    2. Weiter zu 'Systemsteuerung'.

    3. Weiter zu 'Erleichterte Bedienung'.

    4. Weiter zu 'Center für erleichterte Bedienung'.

    Mehr dazu finden Sie hinter dem folgenden Link: Barrierefreiheit in Windows


    Mac OS X / iOS

    Apple bietet mit den beiden Betriebssystemen für Rechner und Mobilgeräte ebenfalls eine Vielzahl an Bedienhilfen an. Zum Beispiel navigiert die integrierte Bildschirmlesefunktion VoiceOver (analog der Funktionsweise eines Screenreaders) über den Bildschirm und liest die Inhalte vor. Genauso kann man den Bildschirm zoomen, Kontraste ändern, Farben umkehren oder den Mauszeiger vergrößern. Zudem kann man Text diktieren, statt einzutippen. Die neueren Mobil-Geräte mit dem Betriebssystem iOS verfügen außerdem über die Spracherkennung „Siri“, die Befehle ausführt (wie Telefonanrufe oder Diktate) und Informationen einholt.

    Der Weg zu den Bedienhilfen unter Mac OS X ist wie folgt:

    1. Klick auf den Apfel.

    2. Weiter zu 'Systemeinstellungen'.

    3. Weiter zu 'Bedienungshilfen'.

    Mehr dazu finden Sie unter folgendem Link auf apple.com: Bedienungshilfen Mac OS X / iOS


  • Rote / grüne Schriftfarbe vermeiden

    Mit roter Farbe soll im Allgemeinen darauf hinwiesen werden, dass etwas besonders wichtig ist. Menschen, die an Rot-Grün-Blindheit leiden, können allerdings gerade diese Hervorhebungen schlecht oder gar nicht erkennen. Empfohlen wird, stattdessen blaue Schriftfarbe zu verwenden. Auch Fettung kann ersatzweise verwendet werden.


    Bilder immer mit "Beschreibung" versehen

    Häufig verwenden wir Bilder zur Untermalung von Inhalten. Blinde oder sehschwache Menschen können mit ihnen allerdings kaum etwas anfangen. So sollten Sie immer bedenken, ob eine Bebilderung sinnvoll und notwendig ist und gegebenenfalls eine Alternative anbieten: die Zusammenfassung eines Videos oder die schriftliche bzw. akustische Beschreibung einer Grafik zum Beispiel.

     Beispiel für Bildinformationen


    Grundsätzlich sollten Sie aber immer, wenn Sie ein Bild einfügen, im Bearbeiten-Fenster das Feld "Beschreibung" ausfüllen. Kann oder soll das Bild nicht angezeigt oder nicht gesehen werden, wird dann alternativ diese Bildbeschreibung eingeblende oder vom Screenreader vorgelesen. Dies ist nicht nur für sehbehinderte Nutzer von Vorteil, auch bei Darstellungsproblemen (des Browsers zum Beispiel) kann die Bildbeschreibung eine wichtige Informationsquelle sein.


    Gliederung und Unterteilungen mit Absatzvorlagen gestalten

    Nutzen Sie zur Kennzeichnung von Überschriften und Zwischenüberschriften konsequent Absatzformate. Diese finden Sie unter "Absatz" im Menü des Editors. Die Absatzformate beinhalten Schriftart und Schriftgröße.

     Absatzformate statt Schriftgröße

  • Die deutsche Sprache ist mitunter recht komplex. Grundsätzlich ist an einer Hochschule davon auszugehen, dass ein bestimmtes Sprachniveau sowohl von Studenten als auch Dozenten beherrscht wird. Trotzdem sollten Verfasser von Texten sich immer wieder vor Augen führen:


    Zielgruppe: Für wen schreibe ich diesen Text? 

    Wenn es sich beispielsweise um einen Fachtext handelt, muss natürlich die entsprechende Komplexität und das nötige Vokabular verwendet werden.

    Möchten Sie aber eine breite Masse an Menschen über etwas informieren, beispielsweise Studienanfänger/innen, Facheinsteiger/innen oder neue Mitarbeiter/innen, sollte immer auch bei diesen Zielgruppen von ihrem möglichen Wissensstand ausgegangen werden.

    Studenten und Dozenten aus dem Ausland verfügen meist über entsprechende Deutsch-Kenntnisse. Trotzdem kann es bei diesen Lesern mitunter einfach länger dauern, bis sie komplexe Sätze / Vokabular verstehen. 

    Leser von Online-Texten freuen sich sehr über knappe, informative, gut strukturierte Texte. Vielen fällt das Lesen am Bildschirm schwerer, weswegen sie Texte eher abscannen und nach prägnanten Stichwörtern durchsuchen. 

  • Der Leitfaden umfasst bewährte Gestaltungspraktiken für Nutzer aus folgenden Bereichen: Sehbehinderung, Gehörlose und Schwerhörige, Legasthenie, motorische Behinderungen, Nutzer aus dem autistischen Spektrum und Nutzer von Bildschirmlesegeräten.

    Quellen:
    https://ukhomeoffice.github.io/accessibility-posters/
    https://github.com/UKHomeOffice/posters