Was ist eine Lizenz?
Die Grundidee von Open Educational Resources (OER) basiert auf einem urheberrechtlichen Kniff, der sogenannten freien Lizenz. Denn freie Lizenzen orientieren sich an der Idee some rights reserved, also manche Rechte vorbehalten, während im Urheberrecht standardmäßig der Grundsatz all rights reserved gilt, also alle Rechte vorbehalten. Mit einer offenen Lizenz wird die urheberrechtliche Situation auf den Kopf bzw. auf die Füße gestellt: Wenn ein Material mit einer offenen Lizenz ausgestattet ist, dann gilt nicht mehr, dass vor jeder Nutzung der Urheber gefragt werden muss. Vielmehr darf jede Person das Material in bestimmter Weise nutzen, ohne fragen zu müssen, solange sie sich an bestimmte Auflagen hält.
Auf diese einfache rechtliche Überlegung bauen komplexere Überlegungen zu pädagogischen, organisatorischen, technischen und ökonomischen Fragen zu OER auf. Aber Ausgangspunkt ist immer die Lizenz, die die notwendige Offenheit erlaubt. Lizenz bedeutet, aus dem Lateinischen kommend, schlicht Freiheit oder Erlaubnis. Freie Lizenzen vertragen sich mit dem bestehenden Urheberrecht, weil jeder Schöpfer und jede Schöpferin selbst entscheiden kann, wem er oder sie unter welchen Bedingungen welcher Erlaubnisse (also Lizenzen) die Nutzung des eigenen Werks gewährt.
Eine solche freie Lizenz kann (nur) von einer Urheberin bzw. einem Urheber eines Werks erteilt werden, und zwar auf jedes Werk, das einen urheberrechtlichen Schutz beanspruchen könnte, also zum Beispiele ein Foto oder eine Abbildung, ein Buch oder ein Onlinekurs, ein Video oder ein aufgeschriebenes Konzept. (Auf eine Idee kann man übrigens kein Urheberrecht beanspruchen, weil sie kein Werk im urheberrechtlichen Sinne ist.)
Wichtig: Eine freie Lizenz wird sprachlich oft mit lizenzfrei verwechselt. Dabei ist damit genau das Gegenteil gemeint, wie das folgende Video nachdrücklich betont.