Open Educational Resources (OER) – eine Einführung für Lehrkräfte
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OER verwenden und teilen
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Mit der TULLU-Regel OER verwenden, veröffentlichen und teilen
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Die TULLU-Regel als Eselsbrücke
Sie haben nun ein OER-Material gefunden, das Sie für Ihre eigene Arbeit nutzen möchten. Dies kann beispielsweise eine Illustration für ein Arbeitsblatt oder eine Präsentation für Ihren Unterricht sein. Um diese Illustration, die unter einer CC BY-Lizenz steht, verwenden zu können, müssen Sie einige spezifische Angaben machen. Damit Sie nichts vergessen, gibt es die sogenannte TULLU-Regel als Eselsbrücke. Die folgende Infografik und ein Video von Jöran Muuß-Merholz erklären, wie die TULLU-Regel funktioniert.
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Wie werden OER geteilt?
Video Wie werden OER geteilt mit Jöran Muuß-Merholz für iMoox OER nutzen und erstellen von Kristina Neuböck & Michael Kopp der Universität Graz | Lizenz CC BY 4.0 via TU Graz.
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Testen Sie Ihr Wissen!
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Tipp! Materialien von Open-ELEC für eigene OER-Materialien verwenden
Das Open E-Learning-Center Niedersachsen (Open-ELEC) ist eine offene Plattform des NLQ mit unbegleiteten Selbstlernkursen, die Sie ohne Login benutzen können. Eine Vielzahl der Kurse sind unter einer CC BY Lizenz veröffentlicht. Somit können Sie neben der Bearbeitung der Kurse die dort verwendeten Materialien (u.a. Texte, Videos) für die Erstellung Ihrer eigenen OER verwenden.
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Tipps für die erste OER-Veröffentlichung
Wenn Sie die bisherigen Grundlagen zu freien Lizenzen und die TULLU-Regel verstanden haben, sind Sie gut vorbereitet für eine erste eigene OER-Veröffentlichung. Denn das funktioniert im Grunde genau so, wie die Nutzung von Inhalten Dritter. Nur dass Sie diejenige Person sind, die die Lizenz gewährt und die Bedingungen dafür stellt. Die folgende Liste kann sie dabei unterstützten.
- Fangen Sie klein an! Mit freien Lizenzen können Sie auch komplette Kinofilme oder Onlinekurse als OER gestalten. Aber für den Anfang empfehlen wir Ihnen ein kompaktes Format, mit dem Sie gut vertraut sind, zum Beispiel ein Arbeitsblatt, einen Satz Präsentationsfolien oder erst einmal einfach nur ein Bild.
- Wählen Sie ein Material, das Sie komplett selbst erstellen! Ja, OER spielt seine Vorteile besonders dann aus, wenn Sie eigene Inhalte und Materialien von anderen mit anderen verbinden. Aber um Ihre erste eigene Veröffentlichung so einfach wie möglich zu halten, empfehlen wir Ihnen: Nehmen Sie ein Material, bei dem Sie alles selbst gemacht haben. Für einen zweiten Schritt können Sie später dann weitere Inhalte hinzu nehmen, die nicht von Ihnen selbst kommen.
- Organisieren Sie einen kleinen Review! Geben Sie Ihr Material z.B. einer Kollegin oder einem Kollegen, bevor Sie es veröffentlichen. Denn eine freie Lizenz kann nicht „zurückgenommen“ werden. Deswegen lohnt es sich, vorab einmal eine andere Person auf Inhalt und korrekte Lizenzierung schauen zu lassen. Sollten Sie OER Pionierin an Ihrer Schule sein, finden Sie in der Vertiefung unter Anlaufstellen und Communities zu OER Möglichkeiten, um mit anderen OER Akteurinnen und Akteuren in den Austausch zu treten.
- Nutzen Sie den „Licence Chooser“ von Creative Commons! Auf der Website von Creative Commons werden Sie Schritt für Schritt durch einen Prozess geführt, mit dem Sie die für Sie passende Lizenz finden und einen einwandfreien Lizenzhinweis erstellen, den Sie dann nur noch kopieren und bei Ihrem Material einfügen müssen.
- Nutzen Sie einen einfachen Veröffentlichungsort! Es kann sinnvoll sein, darüber nachzudenken, ob eine Schule einen eigenen Ort auf ihrer Homepage oder ähnliches zur Veröffentlichung von Materialien aufbaut. Für die ersten Schritte sollte man aber auf vorhandene Plattformen setzen. Auf https://mundo.schule/suggest kann man sowohl bereits veröffentlichte Materialien empfehlen als auch eigene Dateien hochladen. (Die Plattform wird gemeinsam von den 16 Bundesländern unterstützt.)
- Schreiben Sie einen „Beipackzettel“! Stellen Sie sich vor, dass jemand Ihr Material findet, aber nicht um die Hintergründe weiß. Schreiben Sie deswegen einige Begleitinformationen dazu, z.B. die Lernziele, den Bezug auf ein Fach, eine Klassenstufe oder ähnliches.
Sobald Sie eigene Materialien und die Materialien von Dritten zusammenfügen, wird OER etwas spannender. Hier noch Hinweise für die ersten Schritte für diesen Fall, quasi für Ihre zweite eigene Veröffentlichung:
- Nutzen Sie für den Anfang einfache Lizenzen! Auch mit Lizenzen mit Auflagen wie SA oder NC lässt sich im Bereich Schule arbeiten. Dafür muss man sich dann mit den entsprechenden Bedingungen beschäftigen. Das ist durchaus machbar – aber Sie müssen nicht unbedingt damit anfangen. Für die ersten Versuche empfehlen wir Ihnen die Fokussierung auf Inhalte unter CC0 oder CC BY.
- Unterscheiden Sie zwischen Lizenz nehmen und Lizenz geben! Bei der praktischen Arbeit mit freien Lizenzen kommt es manchmal zu Verwirrungen. Häufig hilft ein kurzes Innehalten und das Auseinandersortieren entlang der Frage: „Welchen Teil habe ich selbst gemacht – werde also eine Lizenz GEBEN? Und welche Teile übernehme ich von anderen – werde also die Lizenz NEHMEN?“ Nur als Lizenznehmerin muss ich mich an die Auflagen einer Lizenz halten. Für meine eigenen Werke bin ich vollkommen frei und andere müssen sich an meine Auflagen halten.
- Verweisen Sie auf OER-Erklärungen! Wenn Sie OER veröffentlichen, müssen Sie dabei nicht noch einmal selbst OER erklären. Es kann aber hilfreich sein, dass Sie einen Link für Personen setzen, die OER noch nicht kennen. Das kann für Lehrkräfte in Niedersachsen zum Beispiel dieses Angebot des NLQ sein.
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Tipp! Freie Materialien selbst machen und teilen im OER-Buch
Zu Beginn dieses Lernangebots wurde bereits das Buch Freie Unterrichtsmaterialien finden, rechtssicher einsetzen, selbst machen und teilen (Jöran Muuß-Merholz 2018 bei Beltz) erwähnt. Es kann komplett frei und offen heruntergeladen werden. Das Kapitel 7 (ab S. 147) widmet sich dem Thema „Freie Materialien selbst machen und teilen“ und kann als Vertiefung genutzt werden. Insbesondere gibt es dort eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, von der Idee bis zur Veröffentlichung.
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Vertiefung: Die Nachhaltigkeit von OER
Beim Konzept der Nachhaltigkeit geht es um die Nutzung von Ressourcen. Dabei wird häufig an natürliche Ressourcen wie Wälder oder Meere gedacht. Aber die Leitidee Nachhaltigkeit lässt sich auch auf kulturelle Ressourcen anwenden – beispielsweise für Bildungsressourcen. In diesem Abschnitt bieten wir Ihnen fünf Gründe, warum Open Educational Resources nachhaltig sind.
Mit dem Begriff Nachhaltigkeit sind unterschiedliche Konzepte und Ziele verbunden. Im Folgenden werden einige davon aufgegriffen, anhand derer der Zusammenhang zu OER deutlich wird.
- Nachhaltig kommt von „nachhalten“. Eine Bildungsressource ist demnach nachhaltig, wenn sie auf lange Zeit verfügbar bleibt. OER erleichtert das Nachhalten, weil eine Ressource beliebig kopiert, gespeichert und bereitgestellt werden kann. Bei einer nicht-offenen Bildungsressource ist man darauf angewiesen, dass ihr Urheber oder ihre Urheberin (z.B. ein Autor oder eine Autorin) bzw. deren Vertretung (z.B. ein Verlag) die Ressource weiterhin verfügbar halten. Tun sie das nicht, ist die Ressource verloren. Selbst wenn viele andere Menschen über verbleibende Kopien verfügen sollten, dürfen sie diese nicht weitergeben – nicht als Ganzes, nicht in Teilen und auch nicht in überarbeiteten Fassungen.
- Hinter OER steckt die Idee, dass gemeinsame Ziele nicht immer am besten in Isolation und Konkurrenz verfolgt werden müssen, sondern dass Nachhaltigkeit durch Zusammenarbeit, Arbeitsteilung und Austausch erreicht werden kann. Für Bildungsressourcen bedeutet dies, dass nicht jede Autorin, jeder Herausgeber, jede Bildungseinrichtung und jede Lehrkraft das Rad neu erfinden (oder nachbauen) muss. Bei offenen Bildungsressourcen kann ich das mit-nutzen, was andere vor mir geschaffen haben. Ich kann es für meine Zwecke anpassen – und die Ergebnisse wiederum für Dritte bereitstellen. Über längere Zeit hinweg können so die Vielfalt und die Qualität von Bildungsressourcen verbessert werden.
- Nachhaltigkeit meint: globale Gerechtigkeit. Eine Bildungsressource ist in diesem Sinne nachhaltig, wenn keine zusätzlichen Hürden für ihre Weitergabe an den Grenzen von Ländern bzw. Rechtsräumen bestehen. Die freien Lizenzen hinter OER erlauben, dass offene Bildungsressourcen unabhängig vom globalen Standort weitergegeben und genutzt werden können.
- Mit Nachhaltigkeit ist auch die Leitstrategie Effizienz verbunden. Auf Bildungsressourcen angewandt, bedeutet Effizienz, dass wir Materialien, Energie, Geld und andere Ressourcen sinnvoll optimieren können. Es ergibt zum Beispiel unter Nachhaltigkeitsperspektive wenig Sinn, wenn wir durch öffentliche Gelder erstellte Materialien nicht auch öffentlich und offen zur Nutzung zur Verfügung stellen.
(Dieser Textabschnitt basiert auf dem Text Offene Bildungsressourcen sind nachhaltige Bildungsressourcen! Was OER mit Nachhaltigkeit zu tun hat von Jöran Muuß-Merholz für OERinfo – Informationsstelle OER via OERinfo | Lizenz: CC BY 4.0 | Veränderung: Kürzung)
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Vertiefung: OER für inklusives Lernen
Gerade für den inklusiven Unterricht gibt es noch besondere Gründe, warum Open Educational Resources genutzt werden und selbst erstellte Materialien unter freier Lizenz geteilt werden sollten. Die Entwicklung und Anpassung von Materialien an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler hat im gemeinsamen Unterricht und in der Arbeit von Sonderpädagoginnen eine lange Tradition.
Hintergrund ist die Einsicht, dass es nicht das "eine Material, um sie alle zu knechten" gibt und es gibt nicht das eine Material, dass für alle Lernenden perfekt zugänglich ist. Die besonderen Lernvoraussetzungen auf verschiedenen Ebenen sorgen dafür dass entweder für eine Klasse oder einzelne Schülerinnen und Schüler Inhalte angepasst werden müssen.
Daher ist die Anpassbarkeit des Materials eine wichtige Voraussetzung, um Barrierefreiheit für alle sicherstellen zu können. Eine entscheidende Voraussetzung ist der Einsatz freier Lizenzen (das Recht zur Anpassung) und freier Formate (die technische Bearbeitbarkeit der digitalen Quellen).
Im Unterschied zu klassischen Schulbüchern unterliegt der digitale Raum keinen nennenswerten Platzbeschränkungen. Dieses “mehr an Platz” im digitalen Raum lässt sich für die Einbeziehung weiterer Perspektiven nutzen (z.B. durch Einbeziehung von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen in die Entwicklung von Inhalten). Zudem ermöglichen die freien Lizenzen die Ergänzung von Perspektiven.
Für viele Lernende in der inklusiven Schule wird ein besonderes Maß an Anschaulichkeit benötigt. Die Beschaffung passenden und anschaulichen Materials stellt für Lehrkräfte häufig eine besondere Herausforderung dar. Da Videos und grafisches Material in der Entwicklung noch aufwändiger/teurer sind, lohnt es sich daher noch mehr, diese anschaulichen Inhalte mit anderen zu teilen. Durch die Verbreitung von Smartphones, Laptops und Digitalkameras besitzen Lehrkräfte Zugang zu den Produktionsmitteln für digitale Inhalte. Dabei steht die Produktionsqualität nicht notwendigerweise an erster Stelle. Ein ansprechender Inhalt, eine anschauliche Darstellung und ein Bezug zur Lebenswirklichkeit der Lernenden kann ein Video für Lernende attraktiv werden lassen (Müller 2019 S.51).
(Müller, F. J. (2019): Chancen und Herausforderungen staatlich finanzierter, frei verfügbarer Bildungsmaterialien (OER) am Beispiel der Plattform ndla.no in Norwegen – ein Weg zu mehr Inklusion? von F. J. Müller (2019), Verlag ZLL21 e.V. | Lizenz: CC BY 4.0
Der Text Vertiefung: OER für inklusives Lernen ist von Frank J. Müller für Agentur J&K – Jöran und Konsorten im Auftrag des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ Hildesheim) | Lizenz CC BY 4.0)OER hat somit einen besonderen Stellenwert, wenn es um die Verbindung von Digitalisierung und Inklusion geht. Warum das so ist, erfahren Sie außerdem in dem folgenden Video mit Prof. Dr. Frank J. Müller. Zusätzliche Informationen zum Thema werden mehrere Onlinekurse auf der Moodle-Plattform des NLQ Open-ELEC ab Sommer 2022 bieten.
Digitalisierung und Inklusion
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Hier geht es zum nächsten Kapitel Vertiefungen.
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