• Einblicke in eine veränderte Lernkultur mit digitalen Medien

    • Digitale Medien und Neue Medien

      Im ersten Kapitel haben wir Merkmale einer veränderten Lernkultur kennen gelernt. In diesem Kapitel geht es um die Frage, wie solch eine veränderte Lernkultur umgesetzt werden kann. Digitale Technik kann dabei eine entscheidende Rolle spielen. Denn die Tools, die wir in den folgenden Kapiteln vorstellen werden, sind nicht einfach nur Werkzeuge. Vielmehr ist bei gut ausgewählten Tools eine veränderte Lernkultur bereits inhärent.

      In seinem Artikel Digitale Schule zwischen Unterrichtsabsicherung und neuer Lernkultur geht Jöran Muuß-Merholz auch auf die Unterscheidung zwischen Neue Medien, alte Lernkultur und Neue Medien, neue Lernkultur ein. Denn nur, wenn die digitalen Medien, worunter wir auch die in den folgenden Kapiteln vorgestellten Tools zählen, in einer neuen Lernkultur verorten werden, kann ein Lernwandel stattfinden. Digitale Medien und neue Medien werden in diesem Kurs synonym verwendet.

      Sehen Sie neue Medien somit nicht einfach nur als Werkzeug, sondern nutzen Sie das Potential und die vielseitigen Perspektiven, die sich aus ihrer Nutzung ergeben.



    • Was macht die Bildung mit der Digitalisierung?

      Im nachfolgenden Video erkundet Jöran Muuß-Merholz, was die Bildung mit der Digitalisierung macht und warum diese Frage genauso und nicht andersherum gestellt ist.

      Der große Verstärker. Was macht die Bildung mit der Digitalisierung?

      Video Der große Verstärker. Was macht die Bildung mit der Digitalisierung? von Agentur J&K – Jöran und Konsorten im Auftrag des Niedersächsisches Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) | Lizenz: CC BY 4.0



    • Tipp!

      Als Vertiefung zum Thema empfehlen wir das Buch Routenplaner #digitaleBildung. Auf dem Weg zu zeitgemäßem Lernen. Eine Orientierungshilfe im digitalen Wandel von Axel Krommer, Martin Lindner, Dejan Mihajlović, Jöran Muuß-Merholz, Philippe Wampfler, mit Beiträgen von Lisa Rosa und Kathrin Passig, das 2019 im Verlag ZLL21 erschien. Das Buch steht unter einer freien Lizenz und 2020 haben sich die Autorinnen und Autoren dazu entschieden das Buch auch als PDF zum Download anzubieten.



    • Offene Webtools für eine zeitgemäße Bildung

      In diesem Abschnitt geht es um eine Definition und Einordnung des Begriffs. Wir beginnen mit der Frage: Was sind eigentlich offene Webtools?

      Aus einer technischen Perspektive lässt sich diese Frage recht einfach beantworten: Es ist Software, die nicht als App auf einem mobilen Gerät oder als Programm auf einem Desktop Rechner installiert wird, sondern über das Internet im Browser aufgerufen und dort genutzt wird. Der Zusatz der Offenheit macht deutlich, dass diese Nutzung ohne oder mit nur niedrigen Zugangshürden möglich ist.

      Was als Zugangshürde verstanden wird bzw. wie offen ein offenes Webtool sein sollte, kann enger oder weiter gefasst werden. Unterschiedlich gestaltet ist dabei insbesondere das Merkmal der Registrierung.

      • Ganz ohne Zugangshürden sind Webtools, bei denen sich weder die lehrende Person noch die Lernenden registrieren müssen.

      • Eine niedrige Zugangshürde haben Tools, bei denen sich die lehrende Person registrieren muss; Lernende das Tool aber ohne Registrierung nutzen können.

      Die in diesem Lernangebot vorgestellten Tools gehören zur ersteren Kategorie, das heißt auch Lehrende müssen sich nicht anmelden, sondern können die Funktionen der jeweiligen Tools ganz ohne Registrierung nutzen.


      Wir können somit festhalten: Offene Webtools sind Werkzeuge, die im Browser ohne Notwendigkeit einer Installation und in der Regel kostenfrei genutzt werden können. Mindestens für Lernende ist keine Registrierung erforderlich.



    • Testen Sie Ihr Wissen!


      (Die H5P Aufgabe Was ist ein offenes Webtool und der oben stehende Text Offene Webtools für eine zeitgemäße Bildung basieren auf dem Onlinekurs Offene Webtools für offene Bildung von Nele Hirsch für die OERcamp SummOERschool 2020 | Lizenz CC0 1.0 | Veränderung: Kürzung und Ergänzung)



    • 💡

      Reflektieren und ausprobieren!

      Mit welchen offenen Webtools haben Sie bereits schon Erfahrungen? Wie haben Sie diese genutzt und was fanden Sie gut, was war eine Herausforderung? Sie können dazu im Forum einen kurzen Bericht verfassen. Hier gelangen Sie zum Forum.



    • Digital Sandbox Time

      Jetzt wissen Sie, was offene Webtools sind und warum diese nicht als reine Werkzeuge eingeordnet werden sollten. Wie aber können Sie die nachfolgend vorgestellten und auch viele andere Tools für sich und die Gestaltung von Lernangeboten mit einer veränderten Lernkultur nutzbar machen? Mit der nachfolgenden Methode möchten wir Ihnen eine Hilfe an die Hand geben, mit der Sie neue Tools offen ausprobieren und erkunden können. Nutzen Sie diese Methode für sich selbst, für die Recherche eines neuen Tools sowie für Ihre Lerngruppen.

      Auf diese Weise ist Kompetenzentwicklung hin zu digitaler Souveränität möglich.


    • Sandbox = Sandkiste

      Digital Sandbox Time lässt sich ins Deutsche am besten mit digitaler Sandkisten-Zeit übersetzen. Diese Bezeichnung ist sehr treffend, denn im Rahmen der Methode werden drei wichtige Elemente realisiert, die vom Spielen in der Sandkiste bekannt sind:

      • Freies Spiel: Kinder spielen in der Sandkiste meist ohne Anleitung. Sie beginnen einfach so, den Sand hin- und herzuschaufeln, Burgen zu bauen oder Sandkuchen zu backen. Förmchen und Schaufel geben Anregungen - und zum Teil gesellen sich auch Erwachsene dazu, die Vorschläge zum Spielen machen. Der Fokus liegt aber auf dem eigenen Ausprobieren und Erkunden.

      • Kollaboration: Kinder sitzen in der Sandkiste meist nicht allein. Mindestens beobachten sie andere Kinder. Oft wird auch gemeinsam ein Plan überlegt und dann umgesetzt („Wir bauen eine riesige Burg mit Graben drum herum“).

      • Kreative Ideen: Beim Spielen in der Sandkiste entstehen die meisten Ideen durchs Ausprobieren. Indem Kinder bauen, fällt ihnen ein, was sie sonst noch bauen könnten. Oft entstehen Dinge, die sie sich vorher gar nicht überlegt hatten.


      Übertragen auf das Lernen zu digitalen Tools bedeutet Sandkiste, dass Lernende auch in diesem Bereich nicht mit einer Anleitung im Sinn einer klassischen Tool-Schulung konfrontiert werden. Stattdessen werden sie dazu eingeladen, das Tool gemeinsam mit anderen zu erkunden und sich Einsatzszenarien zu überlegen.



    • Schritt-für-Schritt Vorgehen

      Die Methode Digital Sandbox Time beinhaltet 5 Schritte:

      1. Tool auswählen oder vorschlagen lassen: Es ist hilfreich, wenn es sich um ein offenes Tool handelt, das vielfältige Einsatzszenarien bietet. Ebenso ist es aber auch möglich, ein Tool mit einem sehr offensichtlichen Einsatzzweck zu wählen und zu überlegen, ob man es vielleicht noch für etwas ganz anderes nutzen könnte.

      2. Zeit und Leitfrage festlegen: Lernende sollten vorab wissen, wie lange die Zeit zum Erkunden ist. Ich finde 15 Minuten hierzu einen guten Richtwert. Die Leitfrage sollte möglichst einfach gestellt sein, z.B.: Was ist das und was könnten wir damit machen?

      3. Ausprobieren und austauschen: Der dritte Schritt ist die eigentliche Erkundungszeit. Lernende sollten hier ausdrücklich zu Austausch ermutigt bzw. von vorne herein in Kleingruppen eingeteilt werden.

      4. Gemeinsame Reflektion: Im Anschluss an das Ausprobieren wird gemeinsam im Plenum über das Tool reflektiert. Wichtig ist hier, dass es nicht eine ‘richtige’ Lösung gibt, sondern alle Ideen und Überlegungen zum Tool zunächst willkommen sind.

      5. Schlussfolgerungen: Abschließend können gemeinsame und/oder individuelle Schlussfolgerungen gezogen werden: Wie wollen wir/wie will ich dieses Tool zukünftig einsetzen?



    • Potentiale

      Die Methode Digital Sandbox Time hat viel Potential für zeitgemäße Bildung. Insbesondere sind die folgenden Aspekte entscheidend:

      • Die Methode kann Lust auf Technik machen, statt Technik als zusätzliche Anforderung/Belastung zu erleben.

      • Die Methode ermöglicht es Technik als gestaltbar zu erleben. Lernende erfahren, dass sie Tools genau in dem Sinne nutzen können, wie es für sie passt. Von hier aus ist es nur noch ein kleiner Schritt hin zu: Könnten wir das Tool nicht vielleicht auch anders gestalten, so dass es besser passt?

      • Lehrende haben eine veränderte Rolle. Sie müssen Technik nicht kennen und vermitteln, sondern begleiten beim Erkunden und Reflektieren.

      • Lernende erfahren, dass es nicht primär um ein bestimmtes Tool geht, sondern um Lernen im Kontext von Vielfalt und Veränderung.

      • Kompetenzentwicklung hin zu digitaler Souveränität wird ermöglicht, weil Lernende nicht nur ein bestimmtes Tool beherrschen lernen, sondern insgesamt den Umgang mit Tools und Technik.


    • (Der oben stehende Text Digital Sandbox Time ist von Nele Hirsch | Lizenz: CC BY 4.0 | Veränderung: Ergänzung)



    • Offene Webtools als Unterstützung für eine neue Lernkultur

      In dem nachfolgenden Video erklärt Nele Hirsch anhand eines Beispiels, warum offene Webtools nicht nur als reine Werkzeuge gesehen werden sollten, sondern, dass sie einen Wandel der Lernkultur mit sich bringen und was dies bedeutet.

      Video Offene Webtools als Unterstützung für eine neue Lernkultur mit Nele Hirsch von Nele Hirsch für Agentur J&K – Jöran und Konsorten im Auftrag des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ Hildesheim) | Lizenz CC BY 4.0



    • Vertiefung

      • Das NLQ hat einen Selbstlernkurs zu Selbstermächtigung von Lehrkräften zum Lehren und Lernen in einer Kultur der Digitalität erstellt, der auch ohne Anmeldung mit einem Gastzugang bearbeitet werden kann. 

      • In der 10-teiligen Videoreihe Impulse für die Schul- und Unterrichtsentwicklung vom NLQ sind spannende Videos zu sehen, u.a. Führt die Digitalisierung ins pädagogische Paradies? Kontrollverlust vs. Empowerment, Lernen und Lehren mit künstlicher Intelligenz (KI) – Wozu braucht es noch Menschen? oder „Digitale Kompetenzen“ sind keine vierte Kulturtechnik – und dennoch elementar.

      • Im Buch Digitale Schule: Was heute schon im Unterricht geht von Jöran Muuß-Merholz (2019, Verlag ZLL21 e.V.) werden verschiedene Best Practices aus der Schule vor der Corona Pandemie vorgestellt.

      • Im Kurs DIY und Making in der Schule - Grundlagen und Praxisbeispiele von der Grundschule bis zum Abitur auf der Moodle-Plattform des NLQ Open-ELEC wird die Thematik der Maker Spaces auch noch einmal ausführlich behandelt. Der Kurs kann auch ohne Anmeldung bearbeitet werden.



    • Hier geht es zum nächsten Abschnitt des Kurses Tools für das kollaborative Schreiben.