Sprechen/Zuhören
Website: | Open E-Learning-Center Niedersachsen (OpenELEC) |
Kurs: | Selbstlernkurs - Sprachsensibler Fachunterricht an BBS |
Buch: | Sprechen/Zuhören |
Gedruckt von: | Gast |
Datum: | Freitag, 22. November 2024, 18:11 |
Methodenpool
"Die Qualität der Kommunikation bestimmt die Qualität unseres Lebens." (Pörksen, Bernhard; Schulz von Thun, Friedemann (2014): Kommunikation als Lebenskunst, Philosophie und Praxis des Miteinander-Redens. Heidelberg: Carl-Auer, S. 18). Diese These zeigt die Bedeutsamkeit von sprachlicher Förderung und Bildung aller Schülerinnen und Schüler.
Neben den zwei Kompetenzbereichen „Lesen“ und „Schreiben“ befassen wir uns auch mit dem Bereich „Sprechen und Zuhören in der beruflichen Bildung“. Denn im schulischen Alltag geht es häufig darum, Sachverhalte mündlich exakt zu beschreiben, Überlegungen zu einem Thema anzustellen und Präsentationen zu halten. Diese sprachlichen Leistungen vollziehen sich in der Regel relativ spontan. Doch um aktiv am Unterrichtsgespräch teilzunehmen und in Prüfungssituationen angemessen antworten zu können, bedarf es ausreichender Übung in allen Unterrichtsfächern. Vorab sollte ausreichend Zeit zum Sprechen gegeben werden. Daher sollten häufig Sprechanlässe geboten und Prüfungssituationen ausreichend simuliert werden. Dabei ist neben dem Einsatz geeigneter Strategien und Methoden ein reflektierter Sprachgebrauch und eine achtsame Gesprächsführung durch die Lehrkräfte sehr zu empfehlen.
Das Gute ist: Bereits mit wenigen konkreten Hilfestellungen können sich unsere Schülerinnen und Schüler schnell verbessern.
Um mehr über geeignete Methoden zu erfahren, folgen Sie gerne unserem Selbstlernkurs. Hier erhalten Sie viele Hinweise und praktische Tipps für Ihren Unterricht.
Dieses Kapitel gliedert sich in die folgenden Abschnitte, die inhaltlich aufeinander aufbauen. Natürlich können Sie von dieser Reihenfolge auch abweichen und Ihren eigenen Weg in diesem Themenfeld wählen.
1. Überblick zum Sprechen und Zuhören
2. Sprechen und Zuhören ist vielfältig!
3. Sprachliche Produktion findet in drei Phasen statt
4. Lehrkräfteverhalten im Unterricht(sgespräch)
Wir wünschen Ihnen viel Spaß und interessante Denkanstöße für Ihre Praxis!
1. Überblick zum Sprechen und Zuhören
In der Einleitung wird deutlich, dass Sprechen und Zuhören wichtige Kompetenzbereiche der Kommunikation sind, um Informationen auszutauschen. Jeder Mensch und damit alle Schülerinnen und Schüler kommunizieren – die Qualität ist jedoch verschieden. Hier lohnt es sich genauer hinzuhören, um mit etwas Hintergrundwissen die passenden Methoden zur Unterstützung unserer Schülerinnen und Schüler auszuwählen.
Unsere "Highlights" aus unterschiedlichen Veröffentlichungen zu den Bereichen „Sprechen und Zuhören“ haben wir in einer Mindmap zusammengefasst. Wir stellen Ihnen in Videos unsere Überlegungen in Form von einer Mindmap zu den drei „Hauptästen“ vor. Nach jedem Video laden wir Sie mit kurzen Aufgabenstellungen ein, sich mit den Inhalten noch einmal im Hinblick auf Ihre Unterrichtspraxis zu beschäftigen.
2. Sprechen und Zuhören ist vielfältig!
Machen Sie mit!
1) Reflektieren Sie, inwiefern mündliche Kommunikation in Ihrem Unterricht bewusst umgesetzt wird.
2) Inwiefern schaffen Sie in Ihrem Unterricht Sprechanlässe (wie z. B. Stellen von Leitfragen, Präsentationen, Gruppenarbeiten etc.)? Notieren Sie Beispiele!
Tipp: Schaffen Sie „Verbindlichkeit“, sodass alle Schülerinnen und Schüler damit rechnen müssen, sich zu äußern.
3) Notieren Sie, anhand welcher Kriterien Sie den Kompetenzbereich „Sprechen“ beurteilen (z. B. während eines Referates o. ä.).
4) Reflektieren Sie, inwieweit Ihre Schülerinnen und Schüler Ihnen und den Mitschülerinnen und Mitschülern im Unterricht folgen können.
a. Wie stellen Sie dies, also den Kompetenzbereich „Zuhören“ und damit auch das Verstehen, sicher? Notieren Sie!
b. Welche der Aussagen würden Sie dafür unter Umständen im Unterricht nutzen? Kreuzen Sie an!
o Gibt es noch Fragen?
o Haben Sie alles verstanden?
o Welche Fragen haben Sie?
o Was haben Sie nicht verstanden?
c. Reflektieren Sie, inwiefern diese Vorgehensweise erfolgreich ist und ob Sie konkrete Rückmeldungen von den Schülerinnen und Schülern erhalten.
d. Was denken Sie, wie würde sich die Antwort der Schülerinnen und Schüler auswirken, wenn Sie dies positiv formulieren und nach dem Verstandenem fragen würden – ähnlich wie bei der Methode Lesen?
e. Beispiele können sein:
o Fassen Sie zusammen, was Sie verstanden haben!
o Welche konkreten Fragen haben Sie z. B. zum Thema Basishaarschnitte beim Haare schneiden?
3. Sprachliche Produktion findet in drei Phasen statt
Machen Sie mit!
1) Reflektieren Sie, inwieweit Sie Ihre Äußerungen im Unterricht „vorausplanen“.
2) Übung: Versprachlichen Sie folgende Abbildungen, indem Sie die Uhrzeit nennen!
a.
b.
c. Haben Sie vielleicht bei beiden Abbildungen „Fünf vor Sieben“ gesagt?
Wenn das der Fall ist, dann möchten wir Ihnen damit aufzeigen, dass bei einfachen Aufgaben eine Wortplanung recht detailliert stattfindet, auch wenn bei a) ein Ziffernblatt und bei b) eine Digitaluhr gezeigt wurde.
Es ist das Resultat eines Zusammenspieles einer Vielzahl linguistischer sowie kognitiver Faktoren.
3) Nur sind die Aufgaben für unsere Schülerinnen und Schüler nicht immer „einfach“ bzw. kein niedriges Niveau.
Da vor allem komplexe Äußerungen vor Artikulation nicht immer detailliert vorausgeplant werden, könnte es den Schülerinnen und Schülern helfen, wenn wir Ihnen zum Erlernen der Fachsprache z. B. Hilfen bzgl. des Wortschatzes und der Redemittel zur Verfügung stellen würden.
a. Welche Wörter sind für Ihre Fachrichtung bzw. für Ihr Unterrichtsfach bedeutsam? Nennen Sie fünf!
b. Welche Redemittel bzw. Chunks (Mehrwortäußerungen, die als Einheit abgespeichert und verwendet werden, wie z. B. „Guten Tag!“ oder „der springende Punkt“) sind für Ihre Fachrichtung oder Ihr Unterrichtsfach „typisch“? Nennen Sie drei!
4) Perspektivwechsel: Reflektieren Sie, inwiefern Ihnen spezifische Wörter und Chunks helfen würden, wenn Sie sich beispielsweise in eine neue Fachrichtung einarbeiten müssten, weil es der Stundenplan im kommenden Schuljahr so vorsieht?
5) Das Ergebnis unserer Mühe im Hinblick auf Hilfestellungen für die sprachliche Produktion wäre eine Aktivierung der Schülerinnen und Schüler und damit mehr Mitarbeit im Unterricht, Freude, Zugehörigkeit und vieles mehr. Ein Ziel, das sich lohnt!
4. Förderliches Lehrkräfteverhalten im Unterricht bzw. Unterrichtsgespräch
Machen Sie mit!
1) Reflektieren Sie, inwiefern Sie Ihren Schülerinnen und Schülern ausreichend Zeit zum Antworten geben oder ob Sie auch mal ins „Wort fallen“?
a. Warum kann es wertvoll sein, zu warten? Notieren Sie!
2) Reflektieren Sie, inwieweit Sie Ihre Schülerinnen und Schüler ausreden lassen.
a. Reagieren Sie geduldig, wenn es um das selbstständige und individuelle Lernen der Schülerinnen und Schüler geht?
b. Tipp: Konzentrieren Sie sich auf die andere Person, anstatt sich auf eigene Gedanken und eine mögliche Antwort zu konzentrieren.
3) Wie schon im vorangegangenen Kapitel unter „Sprechen und Zuhören ist vielfältig!“ erwähnt, ist das Anbieten von Sprechanlässen für die Kompetenzen Sprechen und Zuhören essentiell.
a. Inwieweit simulieren Sie Prüfungssituationen wie z. B. ein Beratungs-/Kundengespräch im Unterricht?
b. Tipp: Stellen Sie offene Fragen!
c. Beispiele für viele Anlässe: „Erzählen Sie mir mehr darüber!“ oder „Wie haben Sie sich dabei gefühlt?“
4) Aktiv zuhören – was für Schülerinnen und Schüler gilt, sollte auch für Lehrerinnen und Lehrer gelten!
a. Was bedeutet für Sie aktives Zuhören?
b. Beim aktiven Zuhören hören Sie zu, um Ihre Schülerinnen und Schüler zu verstehen. Dabei konzentrieren Sie sich ausschließlich auf das Gesagte des Gegenübers ohne bereits über eine mögliche Antwort nachzudenken.
Inwieweit gelingt Ihnen aktives Zuhören in dieser Form?
c. Kennen Sie solche Aussagen? „Meinen Sie, das war so richtig?“ oder „Das macht keinen Sinn.“ oder „Das haben Sie nicht gemeint, oder?“
d. Achtung! Wenn Sie aktiv zuhören und anschließend Fragen stellen oder Aussagen formulieren, dann lassen Sie dabei nicht Ihr eigenes Urteil mitschwingen.
e. Tipp: Fragen wie „Was hat Sie dazu bewogen?“ oder „Ich kann Ihnen gerade nicht folgen. Können Sie mir das noch einmal erklären?“ oder „Was genau haben Sie damit gemeint?“ zeigen Ihr wahres Interesse.
f. Reflektieren Sie, inwiefern zeigen Sie Ihren Schülerinnen und Schüler, dass Sie aktiv zuhören? Notieren Sie!
g. Stellen Sie sich vor, dass in Ihrer nächsten Teamsitzung ein Kollege/eine Kollegin ein neues Konzept vorstellen soll. Ihr Kollege/Ihre Kollegin möchte Ihnen vorher die Idee mitteilen und Ihre Meinung einholen.
Wenn Sie dabei aktiv zuhören, können Sie sich mit den Ideen ernsthaft auseinandersetzen und Ihren Kollegen/Ihre Kollegin vielleicht sogar unterstützen.
h. Tipp: Sie können zunächst das Gehörte paraphrasieren, wie z. B. „Ich höre, dass du gerne regelmäßig ein Schaufenster im Flur unserer Schule verändern und gestalten möchtest.“
Stellen Sie offene Fragen wie beispielsweise „Wie würde das konkret aussehen?“, um auf das Thema genauer einzugehen oder „Was kann ich tun, um dich dabei zu unterstützen?“.
Greifen Sie anschließend bestimmte Aspekte auf, um Ihr Interesse zu zeigen. Dies können Sie zeigen, indem Sie z. B. Folgendes sagen: „Erzähle mir mehr darüber, wie du…“
5) Reflektieren Sie, was für Sie positives nonverbales Verhalten ist? Notieren Sie!
a. Welche der oben genannten Aspekte wenden Sie an?
b. Inwieweit nutzen Sie ganz bewusst nonverbale Ausdrucksmittel wie z. B. die Betonung von bestimmten Wörtern mit Ihrer Stimme?
6) Reflektieren Sie, inwiefern Sie Ihren Schülerinnen und Schülern sprachliche Hilfestellungen wie z. B. Wortlisten zum Fachwortschatz geben. Notieren Sie!
a. Kennen Sie Formen der Visualisierung (analog oder digital), die als Hilfestellungen nützlich sein könnten? Notieren Sie!
b. Tipp: Eine Pinnwand oder andere Formen wie z. B. eine Wortwolke oder eine Mindmap können Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern digital anfertigen. Daneben sind analoge Visualisierungen im (Klassen-)Raum stets nützlich, sinnvoll und auch vorteilhaft.
c. Verwenden Sie in Ihrem Unterricht Operatoren, die vertraut sind?
Tipp: Führen Sie diese zu Beginn des Schuljahres/Halbjahres ein, auch wenn die Schülerinnen und Schüler schon länger an Ihrer Schule sind. Es kann nicht schaden!
7) Stellen Sie sich vor, Sie lernen gerade die Fachsprache oder aber eine neue Sprache und versuchen im Unterricht zum ersten Mal nach einem spezifischen Werkzeug zu fragen. Wir würden Sie sich fühlen, wenn Sie erst verbessert werden, bevor Ihre Frage beantwortet wird? Notieren Sie!
a. Wie könnten Sie als Lehrkraft die oben geschilderte Situation positiver gestalten?
Tipp: Denken Sie z. B. an das Überformen bzw. fehlerhafte Aussagen mit Korrektur wiederholen.
b. Agieren Sie stets fehlerfreundlich?
c. Kommunizieren Sie grundsätzlich entwicklungsoptimistisch sowie wertschätzend?
d. Wie konkret führen Sie dies (b und c) im Unterricht aus? Notieren Sie!
8) Wer kennt das nicht – auf die Frage „Was haben Sie nicht verstanden?“ melden sich oft nur Schülerinnen und Schüler, die dem Unterrichtsgeschehen eigentlich recht gut folgen können. Diejenigen, von denen Sie annehmen, dass Verständnisschwierigkeiten vorliegen, melden sich nicht.
Wie schon im vorangegangenen Teilkapitel „allgemeine Unterrichtsaktionen“ unter „aktives Zuhören“ erwähnt, kann das Sichern von Verständnis ähnlich erfolgen.
a. Erkennen Sie sich in der oben geschilderten Situation wieder?
b. Wie gehen Sie bei der Sicherung des Verständnisses vor? Notieren Sie!
c. Tipp: Wichtige Fachbegriffe und ihre Definitionen schriftlich festhalten! Achtung – nicht diktieren! Schreiben Sie es an und achten Sie darauf, dass es auch Ihre Schülerinnen und Schüler aufschreiben z. B. in einem Vokabelheft, Glossar, digitale Pinnwand etc.
d. Lassen Sie Schülerinnen und Schüler Fachbegriffe gegenseitig erklären.
Herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit!
Wir hoffen, dass Sie mit diesem Selbstlernkurs zum „Sprechen und Zuhören im Fachunterricht“ neue Aspekte mitnehmen und/oder „altes“ Wissen wieder aktivieren konnten.
Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Weiterarbeit.
5. Methodenübersicht
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