"H5P ist ein Werkzeug. Es sollte immer zuerst klar sein, wozu man es einsetzen möchte. Diese Voraussetzungen sind fachspezifisch; dennoch kann man einige Punkte verallgemeinern. Besonders lernfördernd wirken solche Übungen, die kognitiv aktivieren (Anmerkung). Dazu tragen Aufgaben bei, die die Schülerinnen und Schüler nach Begründungen fragen oder die mehrere Lösungen zulassen – hier muss aber beim Erstellen der Übung mehr Aufwand betrieben werden, damit alles korrekt ist.

  1. Aktivierende Übungen. Eins-zu-eins-Zuordnungen von Frage und Antwort haben ihre Berechtigung. Aktivierender wirken aber solche Aufgaben, bei denen mehrere Lösungen zu einer Antwort passen. Bei allen Fremdsprachen gibt es z. B. Bereiche, bei denen mehrere Wörter eine ähnliche Bedeutung haben oder zu einem Wortfeld gehören. Zwar ist eine Eins-zu-eins-Zuordnung fürs Vokabeltraining schneller erstellt, aber die komplexere Übung ist anregender. Als Beispiel kann man die oben genannte Übung zu den lateinischen Präpositionen betrachten, bei der die Wörter nicht immer nur genau einem Feld zugeordnet werden müssen, sondern z. T. auch mehreren Feldern.
  2. Richtiger Schwierigkeitsgrad. Es sollte sichergestellt werden, dass die Benutzerin oder der Benutzer einerseits mit purem Raten nicht die Hälfte der Punktzahl erreichen kann, dass aber andererseits eine gute Schülerin bzw. ein guter Schüler auch eine gute Lösung erzielen kann. Hierbei kann man auf Folgendes achten:
  • Eine reine Wahr/Falsch-Frage (Typ True/False-Question) kann mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % geraten werden. Verwendet man die Form QuestionSet, dann kann man mehrere solche Fragen hintereinanderschalten, und schon sinkt die Wahrscheinlichkeit, durch Raten über 20 % zu kommen.
  • Bei Lückentextübungen sollten die Wörter, die zum Füllen der Lücken bereitstehen, auch vom Satzbau her in möglichst viele Lücken passen, es sei denn, es geht um die Grammatik dieser Sätze.
  1. Klare Kompetenzorientierung durch Verbindung von Lernen und Testen. Auf der Seite mit der Übung sollte ein Link zu der Seite stehen, auf der die Schülerin oder der Schüler die abgeprüfte Kompetenz erwerben kann. Beispiel: Ernährungslehre/Proteinverdauung mit Lernvideo und Link zur interaktiven Übung.
    Wichtig ist dann, dass genau die im Lernmaterial vermittelten Kenntnisse und Kompetenzen geprüft werden.
  2. Eindeutige Lösungen. Die H5P-Übungen benötigen eine klare Vorgabe, welche Lösungen richtig sind. Alles, was in den hinterlegten Lösungen als falsch abgelehnt wird, muss auch eindeutig falsch sein. Richtige Lösungen müssen eindeutig richtig sein. Im Zweifelsfall hilft: Freund/Freundin/Kollegin die Übung testen lassen – wenn sie bzw. er eine andere Lösung als die im Programm hinterlegte findet, sollte man nacharbeiten. 
    Fehler entstehen leicht, wenn die Übung (z. B. in einem Lückentext oder in einer Drag-and-Drop-Aufgabe) nach zwei oder mehr Begriffen fragt, die logisch gleichwertig sind. Dann sind manchmal mehrere korrekte Lösungen möglich.

Wale und Hunde und Menschen sind Säugetiere.“

… wenn die Schülerin die drei hervorgehobenen Wörter einsetzen soll, dann gibt es keine eindeutig korrekte Lösung, denn logisch ist dieser Satz genauso richtig:

Hunde und Wale und Menschen sind Säugetiere.“

Freilich bietet H5P an einigen Stellen nicht die Option, verschiedene Lösungen zuzulassen. Man muss also eine Aufgabenform wählen, die dieses Problem ausschließt. In diesem Fall ist es eine Multiple-Choice-Übung, die sechs oder mehr Lebewesen zur Auswahl stellt und bei der man dann eben Hunde, Wale und Menschen ankreuzt, Libellen, Kreuzottern und Bakterien aber nicht.


Anmerkungen

1. John Hattie: Lernen sichtbar machen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von „Visible Learning“ besorgt von Wolfgang Beywl und Klaus Zierer, 3. Auflage Baltmannsweiler 2015, S. 269 f.

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2. Zum Begriff der kognitiven Aktivierung siehe Mareike Kunter/Ulrich Trautwein: Psychologie des Unterrichts (StandardWissen Lehramt), Paderborn 2013. Zur Verwendung dieses Begriffs für medienpädagogische Zusammenhänge siehe die Handreichung des Landesinstituts für Schulentwicklung über die Medienrecherche, S. 1 f. (Medienportal).

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