1. Inwiefern stimmen Sie folgenden Statements zu? Überlegen Sie für sich selbst und/oder tauschen Sie sich, wenn möglich, mit einer anderen Lehrkraft aus.

        a. "Die Schüler:innen sind viel kompetenter im Umgang mit digitalen Medien als ich es je sein werde."

          b. "Digitale Kompetenz - das bedeutet erst einmal, dass ich weiß, wie das alles funktioniert."

          c. "Um Digitalisierung sollen sich die Referendar:innen und Junglehrer:innen kümmern - es reicht, wenn die das machen."

          d. "Für die Ausbildung meiner digitalen Kompetenzen bin allein ich verantwortlich."

          e. "Ich weiß zwar, was meine Schüler:innen für Kompetenzen erlangen sollen - aber nicht, was ich eigentlich können muss."


2. Lesen Sie nun den untenstehenden Text "Kurz-Info: Digitale Kompetenzen von Lehrer:innen".


3. Denken Sie nun zurück an die Statements aus 1. - Hat sich in Ihrer Wahrnehmung etwas verändert bzw. verfestigt?


4. Gehen Sie zu Kapitel 2.2.1, um sich über den DigCompEdu-Kompetenzrahmen zu informieren.



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Kurz-Info: Digitale Kompetenzen von Lehrer:innen

Das KMK-Strategiepapier "Bildung in der digitalen Welt" - das Sie bei Bedarf hier herunterladen können - enthält viele, teils sehr detaillierte und ausdifferenzierte Informationen dazu, welche Kompetenzen Schüler:innen in der digitalen Welt aus- und weiterbilden sollen - eine Übersicht über die einzelnen Kompetenzbereiche finden Sie hier; zudem verweisen wir an dieser Stelle auf unseren Selbstlernbaustein zum Thema "Digitale Bildung kompetenzorientiert unterrichten - Kompetenzen Lernender").

Doch was ist mit den Kompetenzen, die Lehrer:innen benötigen, um wiederum die Kompetenzen ihrer Schüler:innen zu fördern?

Die KMK betont, dass "alle Lehrkräfte [...] selbst über allgemeine Medienkompetenz verfügen und in ihren fachlichen Zuständigkeiten zugleich 'Medienexperten' werden [müssen]. [...] Konkret heißt dies, dass Lehrkräfte digitale Medien in ihrem jeweiligen Fachunterricht professionell und didaktisch sinnvoll nutzen sowie gemäß dem Bildungs- und Erziehungsauftrag inhaltlich reflektieren können" (KMK-Strategie "Bildung in der digitalen Welt", 2017, S. 24). Des Weiteren ist die Rede von der "jeweiligen Fachspezifik sowie mit der von Digitalisierung und Mediatisierung gekennzeichneten Lebenswelt und den daraus resultierenden Lernvoraussetzungen ihrer Schülerinnen und Schüler" (ebd., S. 25). Entsprechende Maßnahmen zur Förderung digitaler Kompetenzen bereits in der ersten und zweiten Phase der Lehrer:innenausbildung werden aktuell implementiert und umgesetzt - aber was ist mit jenen Lehrer:innen, die die Ausbildung bereits hinter sich haben?


"Die Jungen können das doch eh schon alles!"

Klar ist: Die Digitalisierung von Schule und Unterricht kann nicht allein in den Händen von Junglehrer:innen liegen - auch wenn der Verdacht nahe liegt, dass diesen der Umgang mit digitalen Medien leichter fällt als der "älteren" Generation. Jedoch zeigt sich bereits in der Hochschule, dass die meisten Lehramtsstudierenden zwar kompetent im Bedienen digitaler Alltagsgegenstände wie dem Smartphone oder Tablet sind - jedoch fehlen vielen von ihnen elementare Kenntnisse über digitale Präsentationsformen, digitale Kommunikation oder technisches Know-How. Selbst der Umgang mit Textverarbeitungsprogrammen wie WORD kann hier schnell zur Herausforderung werden; auch kleinere technische Probleme ("Der Beamer geht nicht!") überfordern nicht nur erfahrenere Lehrkräfte, sondern auch noch so manche:n Studierende:n oder Referendar:in.

Als Teil der Generation der vermeintlichen "Digital Natives", also der "digital Eingeborenen" schätzen Letztere sich zwar häufig als digital kompetent ein, weisen aber teils gravierende Wissenslücken z.B. in Bezug auf ökonomische Entscheidungen im Internet auf (vgl. hierzu die ZöBiS-Studie "Neue Herausforderungen für die Verbraucherbildung an Schulen. Verbraucherinnen und Verbraucher im Internet der Dinge und die digitale Vernetzung der Wirtschaft"; Schuhen, Askari & Schürkmann, Zeitschrift für ökonomische Bildung, Heft 6, Jahrgang 2017, S. 147-170; hier zum Download verfügbar) .

Ähnlich verhält es sich mit Schüler:innen: Die repräsentative Studie "Online-Erfahrungen von 9-17-jährigen. Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019" des Hans-Bredow-Instituts (Hasebrink, Uwe; Lampert, Claudia; Thiel, Kira (2019): Online-Erfahrungen von 9- bis 17-Jährigen. Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut, zum Download hier verfügbar) zeigt beispielsweise, dass nur wenige Kinder digitale Medien zum Zwecke der Partizipation und Bildung nutzen; stattdessen liefern sie sich häufig "risikohaften" Inhalten aus und verfügen nicht über die notwendigen Kompetenzen, um diese zu verstehen und zu verarbeiten. Auch wenn Digital Natives von Beginn an Zugang zum Internet und digitalen Medien hatten, bedeutet dies im Umkehrschluss nicht, dass sie die damit einhergehenden Chancen und Gefahren einzuschätzen wissen.

Im Klartext heißt das: Schüler:innen benötigen Unterstützung durch Schule und Elternhaus, um in der digitalen Welt verantwortungsvoll agieren zu können - auch wenn sie im rein technischen Umgang mit Smartphone & Co auf den ersten Blick kompetenter und befreiter wirken mögen als so manche:r Lehrer:in.


Aber was für Kompetenzvorgaben gibt es denn nun für Lehrer:innen?

Die KMK formuliert folgende Kompetenzforderungen an Lehrkräfte:

"Lehrende sollten u. a. in der Lage sein: 

– die eigene allgemeine Medienkompetenz kontinuierlich weiterzuentwickeln, d. h. sicher mit technischen Geräten, Programmen, Lern- und Arbeitsplattformen etc. umzugehen, um Vorbereitungstätigkeiten, auch in kollegialer Abstimmung, Vernetzung verschiedener Gruppen, Verwaltungsaufgaben sowie einen reibungslosen Einsatz der digitalen Medien im Unterricht und einen sicheren Umgang mit Daten zu gewährleisten,

– die Bedeutung von Medien und Digitalisierung in der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler zu erkennen, um darauf aufbauend medienerzieherisch wirksame Konzepte zu entwickeln und den Erwerb von Kompetenzen für den Umgang mit digitalen Medien didaktisch reflektiert und aufbereitet zu unterstützen, 

– angesichts veränderter individueller Lernvoraussetzungen und des Kommunikationsverhaltens in der digitalen Welt den adäquaten Einsatz digitaler Medien und Werkzeuge zu planen, durchzuführen und zu reflektieren; dieser kann sich positiv auf individualisierte, selbstgesteuerte sowie kollaborative Lernprozesse und -ergebnisse auswirken und insgesamt neue Gestaltungmöglichkeiten eröffnen, 

– die lerntheoretischen und didaktischen Möglichkeiten der digitalen Medien für die individuelle Förderung Einzelner oder von Gruppen inner- und außerhalb des Unterrichts zu nutzen, 

– aus der Vielzahl der angebotenen Bildungsmedien (gewerbliche Angebote der Verlage und Open Educational Resources/OER) anhand entsprechender Qualitätskriterien für die Einzel- oder Gruppenarbeit geeignete Materialien und Programme zu identifizieren

– bei den Schülerinnen und Schülern das Lernen mit und über sowie das Gestalten von Medien zu unterstützen, damit sie das wachsende Angebot kritisch reflektieren und daraus sinnvoll auswählen und es angemessen, kreativ und sozial verantwortlich nutzen können, 

– auf der Grundlage ihrer fachbezogenen Expertise hinsichtlich der Planung und Gestaltung von Unterricht mit anderen Lehrkräften und sonstigen schulischen und außerschulischen Expertinnen und Experten zusammenzuarbeiten und mit ihnen gemeinsam Lern- und Unterstützungsangebote zu entwickeln und durchzuführen, 

– sich mit Ergebnissen aktueller Forschung zur Bildung in der digitalen Welt auseinanderzusetzen, um damit Selbstverantwortung für den eigenen Kompetenzzuwachs zu übernehmen und für die eigene Fort- und Weiterbildung zu nutzen und 

– durch ihre Kenntnisse über Urheberrecht, Datenschutz und Datensicherheit sowie Jugendmedienschutz den Unterricht als einen sicheren Raum zu gestalten und die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, bewusst und überlegt mit Medien und eigenen Daten in digitalen Räumen umzugehen und sich der Folgen des eigenen Handelns bewusst zu sein." (KMK-Strategie "Bildung in der digitalen Welt", 2017, S. 26 - 28).

Für Lehrer:innen, die sich bereits im Schuldienst befinden, ist vor allem der vorletzte Stichpunkt von größter Wichtigkeit: Die Verantwortung für den eigenen Kompetenzzuwachs liegt in ihrer Hand; Fort- und Weiterbildungsangebote müssen nun genutzt werden, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Um sich im "Kompetenzdschungel" nicht zu verlieren, wird aktuell an konkreteren Kompetenzformulierungen und -modellen gearbeitet, die eine gezielte Förderung Ihrer Kompetenzen auf Grundlage Ihrer persönlichen Voraussetzungen ermöglichen soll. 

Beispielhaft stellen wir Ihnen in 2.2.1 und 2.2.2 den DigCompEdu-Kompetenzrahmen vor, auf dessen Grundlage Sie anschließend in Kapitel 3 Ihre persönlichen Kompetenzen identifizieren und in Kapitel 4 davon ausgehend gezielt an Ihren Kompetenzen arbeiten können.

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Zuletzt geändert: Montag, 25. April 2022, 12:54