M|2.0: Methodeninformation "Brainstorming"
Brainstorming ist eine Kreativitätstechnik, die die Erzeugung von neuen, innovativen Ideen in einer Gruppe von Menschen fördert. Um die Gruppendynamik positiv nutzen zu können, ist es essentiell, bestimmt Grundregeln strikt einzuhalten. Dazu zählen folgende Punkte:
- Quantität geht vor Qualität, es sollen so viele Ideen wie möglich gefunden werden, ohne dass diese direkt nach ihrer Sinnhaftigkeit gefiltert werden.
- Während der Durchführung darf keinerlei Kritik oder Bewertung der Ideen stattfinden.
- Die Ergebnisse sollten sofort, möglichst für alle sichtbar dokumentiert werden.
- Die geplante Zeit sollte voll ausgenutzt und das Brainstorming nicht vorzeitig abgebrochen werden.
Einsatzbereiche
Brainstorming als Ideensuch- und Kreativitätstechnik eignet sich besonders für einfach strukturierte Problemstellungen während aller Phasen einer Organisationsuntersuchung. Weniger geeignet, aber dennoch einsetzbar ist die Methode, wenn das zu lösende Problem komplex ist. Es kann dann in einfacher strukturierte Teilprobleme zerlegt werden, für die mehrere Brainstorming-Sitzungen veranstaltet werden. Da Brainstorming in der Regel in Gruppen stattfindet ist es wichtig, dass eine Moderation die Einhaltung gewisser Grundregeln sicherstellt (Workshop/Moderation). Die während des Brainstormings gesammelten Lösungsansätze können mit Hilfe verschiedener Bewertungsverfahren bewertet und sortiert werden.
Verfahrensbeschreibung
Vorbereitung: Zunächst ist es wichtig, dass die Leitung (=Moderation) die Themenstellung beziehungsweise das Problem präzise abgrenzt und formuliert, um Missverständnisse über den Inhalt zu vermeiden. Danach erfolgt die Auswahl des geeigneten Teilnehmerkreises. Die Teilnehmerzahl sollte sich zwischen fünf und zehn Personen bewegen. Werden zu wenige Personen beteiligt, können sich die gruppendynamischen Effekte nicht genügend entfalten, bei zu vielen Beteiligten kann es zu Kommunikationsproblemen kommen. Weiterhin sollte Sorgfalt bei der Zusammensetzung der Gruppe angewandt werden. Heterogene Gruppen (beispielsweise Beschäftigte aus der Fachabteilung, externe Projektteammitglieder, Beschäftigte der Zentralabteilung) haben den Vorteil, dass sich verschiedene Sichtweisen des Problems ergänzen und eine fachliche Kontrolle untereinander weniger stattfindet. Nicht zu empfehlen ist die gleichzeitige Teilnahme von Personen, die sich in Über- oder Unterordnungsverhältnissen zueinander befinden, da die freie Meinungsäußerung möglicherweise gehemmt sein könnte. Steht der Teilnehmerkreis fest, ist eine rechtzeitige Information über das Thema vorzunehmen. Der Zeitansatz für die Durchführung der Brainstorming-Sitzung (ohne Auswertung) sollte zwischen 10 und 30 Minuten liegen.
Durchführung: Zu Beginn sollte bei Bedarf eine kurze, möglichst ungezwungene Vorstellungsrunde stattfinden, bei der sich die teilnehmenden Personen kennen lernen können und erste Hemmnisse abgebaut werden. Die moderierende Person sollte das Thema noch einmal erläutern, um letzte Missverständnisse über den Inhalt der Brainstorming-Sitzung auszuräumen. Weiterhin sollte der Ablauf für diejenigen erklärt werden, die zum ersten Mal an einer solchen Sitzung teilnehmen. Danach beginnt die Moderation mit einer Stimulation der Ideenäußerung, indem so genannte "Lock- oder Reizfragen" gestellt werden Alle Ideen werden unabhängig davon, ob sie sinnvoll oder unsinnig sind, direkt, möglichst für alle sichtbar dokumentiert. Bewährt hat sich hier die Nutzung einer Tafel oder eines Flipchart, an der die Ideen in Form einzelner Kärtchen befestigt werden. Es ist möglich, dass durch die Visualisierung der Ideen die Ideenfindung angeregt wird. Kurz vor Ablauf des geplanten Zeitrahmens sollte die moderierende Person alle bis dahin geäußerten Ideen noch einmal wiederholen.
Auswertung: Nachdem das eigentliche Brainstorming, also die Ideenfindung abgeschlossen ist, werden die gesammelten Einfälle zunächst auf Unklarheiten geprüft und diese gegebenenfalls bereinigt. Erst danach können die Bewertung des Inhaltes und dessen kritische Prüfung stattfinden. Dies geschieht entweder in der Gruppe oder auch durch den Sitzungsleiter allein, wobei auch hier wieder gilt, dass in einer heterogenen Gruppe eine fachliche Ergänzung untereinander stattfinden kann. Eine Möglichkeit der Bewertung ist die Einteilung der gesammelten Lösungsansätze in folgende Kategorien: sofort realisierbar, mittelfristig realisierbar, unbrauchbar.
Bewertung
VORTEILE
- Die Methode liefert eine hohe Anzahl von Ideen und Lösungsvorschlägen in relativ kurzer Zeit.
- Sie stellt keine hohen Anforderungen an die Methodenkenntnisse der teilnehmenden Personen.
- Der Aufwand für die Vorbereitung und Durchführung ist gering.
NACHTEILE
- Durch die große Menge der Ideen und deren Unstrukturiertheit folgt eine aufwändige Nachbearbeitung.
- Nonverbale Kritik (Mimik, Gestik) während der Durchführung ist schwer zu unterbinden und kann die Kreativität beeinflussen.
- Mögliche Versuche der Selbstdarstellung Einzelner können sich negativ auf die anderen auswirken.
- Die Gefahr der Abschweifung vom Thema ist sehr groß.
Hinweise und Tipps aus der Praxis
- Es sollte in jedem Fall eine Moderation vorgesehen werden (Moderation).
- Hierarchische Abhängigkeiten des Teilnehmerkreises müssen unbedingt berücksichtigt werden.
- Brainstorming sollt in einer ungezwungenen und ungestörten Atmosphäre durchgeführt werden.
- Es müssen genügend Hilfsmittel (Stifte, Flipchart, Karten etc.) bereitgestellt werden.
- Der Biorhythmus der teilnehmen Personen wirkt sich möglicherweise auf deren Kreativität aus. Brainstorming-Sitzungen sollten nicht zu früh am Morgen oder kurz nach Mittag stattfinden.
- Die Dokumentation sollte durch eine Person erfolgen, die nicht am kreativen Prozess beteiligt ist.
Quelle: Bundesministerium des Inneren und für Heimat. Link [Stand: 04.10.2022]