Bei unserer eigenen Tätigkeit an Schulen bzw. bei der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Schulen fällt uns immer wieder auf, dass die Institution Schule an vielen Stellen effizienter funktionieren könnte. Zu einem großen Teil ist dies äußeren Rahmenbedingungen wie z.B. fehlendem Freiraum, suboptimaler Infrastruktur oder nicht ausreichenden finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen geschuldet. Zu einem anderen Teil sind wir als Teil der Institution Schule aber auch selbst verantwortlich.
Ein paar Beispiele:
Wir nutzen das Wissen und die Erfahrungen der einzelnen Beteiligten an unserer Schule zu wenig, sondern fokussieren uns fast ausschließlich auf externe Fortbildungen.
Die Kommunikation im Kollegium ist nicht transparent genug. Informationen erreichen nicht oder zu spät die Menschen, die sie erreichen sollten.
Es wird viel doppelte Arbeit gemacht, weil viele das Rad immer wieder neu erfinden, anstatt auf den Arbeiten von anderen aufzubauen. Es bleibt nur wenig Raum, um Unterricht weiterzuentwickeln.
Wir haben kein oder kein klares Leitbild, an dem wir uns in unserer Schulentwicklung gemeinsam orientieren.
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Bestimmt fallen Dir noch weitere Beispiele ein, was Du an Deiner Schule erlebst.
Das Lernangebot greift diese und weitere Aspekte auf - und ermächtigt Kollegien dazu, systemische Schritte hin zu einer effizienten Gestaltung ihrer Organisation zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund richtet sich das Lernangebot nicht nur an einzelne Personen im Kollegium, sondern soll als Projekt des ganzen Kollegiums umgesetzt werden. Dabei hilft uns agiles Arbeiten, was Auswirkungen für die Gestaltung hat.
Wenn Du agiles Lernen bis jetzt noch gar nicht kennst, dann hilft Dir das folgende Video, um einen Überblick über die grundsätzlichen Ideen und möglichen Herangehensweisen zu erhalten. Es ist aus der Perspektive von agilem Lernen im Unterricht, d.h. mit Schülerinnen und Schülern aufgenommen. Wir übertragen diese Herangehensweise auf Fortbildungen und das Lernen im Kollegium.
Wie ist das Lernangebot gestaltet?
Wie oben beschrieben, basiert die Gestaltung des Lernangebots auf den Ideen des agilen Arbeitens. Agiles Arbeiten stammt ursprünglich aus dem Unternehmenskontext. Ziel ist es dort, dass Unternehmen flexibel und niederschwellig auf neue Herausforderungen reagieren können und dabei mithilfe einer klaren Struktur und Verantwortungsteilung sehr effizient agieren können.
Kernstück des agilen Arbeitens sind so genannte Sprints. Diese greifen eine bestimmte Herausforderung auf und werden in einem dafür eingerichteten Team über einen bestimmten Zeitpunkt hinweg bearbeitet. Solche Sprints werden meist von der Unternehmensleitung angestoßen. Am Ende werden die Ergebnisse aus dem Team dann wieder an die Unternehmensleitung zurückgegeben. Während der Durchführung des Sprints gibt es in dem jeweiligen Team selbst eine verantwortliche Person, die moderierende Aufgaben wahrnimmt und dafür auf ein ausgearbeitetes Methodenset zurückgreifen kann.
Wir übertragen diese Ideen folgendermaßen auf dieses Lernangebot:
Das Lernangebot umfasst mehrere Themen, aus denen von der Schulleitung (oder einer anderen Gruppe in Verantwortung für Schulentwicklung, konkret: von Dir!) ausgewählt werden kann. Jedes Thema ist in mehrere Sprints aufgeteilt, die nacheinander von dafür eingerichteten Gruppen durchgeführt werden. Am Ende ihres Sprints berichten sie der Schulleitung jeweils über ihre Ergebnisse - und der nächste Sprint kann starten. Wenn ein Thema fertig bearbeitet ist (oder auch schon parallel dazu), kann ein nächstes Thema ausgewählt werden und in der gleichen Art und Weise mit mehreren Sprints bearbeitet werden.
Im folgenden Video ist dieser Ablauf erklärt:
Hinweis zum Video: Bei 3:51 stellt das Video dar, eine Steuergruppe sei ein Gremium und für Schulentwicklung verantwortlich. Korrekt muss es lauten: "... Gremien und Gruppen wie beispielsweise die Steuergruppe, die für die Steuerung des Schulentwicklungsprozesses verantwortlich ist ...".
Was sind die Vorteile dieser Gestaltung?
Wir haben uns für diese unkonventionelle Art der Gestaltung entschieden, weil sie aus unserer Sicht der Praxis an Schulen sehr entgegenkommt. Insbesondere sehen wir folgende Vorteile:
Nicht das ganze Kollegium muss alles machen. Stattdessen finden sich kleine Teams von Kolleg:innen zusammen, die für einen bestimmten Zeitraum für einen Sprint verantwortlich sind.
Die einzelnen Sprints sind zeitlich überschaubar und meist auf zwei Wochen begrenzt. Wer sich also für einen Sprint meldet, verpflichtet sich nicht gleich für ein ganzes Schuljahr zu einer bestimmten Aufgabe.
Da das Lernangebot unbetreut ist, kann es zeitlich flexibel begonnen und durchgeführt werden. Sollte es zeitlich knapp werden, kann zwischen den einzelnen Sprints problemlos eine Pause eingelegt werden.
Jede Schule kann für sich entscheiden, welche und wie viele Themen aufgegriffen und in Form von Sprints durchgeführt werden.
Durch die Beauftragung der Sprints durch die Schulleitung bzw. durch die Steuergruppe ist sichergestellt, dass nichts verloren geht - und die Ergebnisse für die gesamte Schule aufgegriffen und genutzt werden.
Nebenbei kann das Kollegium außerdem praktisch erleben, wie agiles Arbeiten funktioniert. Wer daran Gefallen findet, kann diese Methode dann unter anderem auch in Lernprozessen mit Schülerinnen und Schülern nutzen.