Optionale Vertiefungen
Wie verhalten sich digitale Lernangebote und Peer-to-Peer-Formate zueinander? Ein Zwischenruf von Jöran Muuß-Merholz
Wenn wir über neue Formen von Lernen und neue Formate in der Fortbildung sprechen, ist viel von Digitalisierung die Rede. Es ist sicher richtig, dass mit dem digitalen Wandel große Änderungen im Hinblick auf Fortbildungen verbunden sind. Gleichzeitig hat diese Diskussion eine große Leerstelle – weswegen sich die Praxis auch nur langsam ändert. In den meisten Debatten werden Lerngelegenheiten im Internet damit gleichgesetzt, dass das Lernen einfach vom Kurs- und Seminarraum an den Computer verlagert würde. Dabei wird ignoriert, dass Menschen besonders gut lernen, wenn sie sich dafür zusammentun, miteinander und voneinander lernen.
Die große Verheißung, Digitalisierung ermögliche „Bildung für alle“ und „Fortbildung jederzeit an jedem Ort“, suggeriert, dass ich nur meinen Kopf irgendwie mit dem Internet verbinden müssen, dann würde die Fortbildung schon in mich hinein fließen. Aber so funktioniert Lernen ja nicht. Erstens ist das Miteinander mit anderen Menschen für unser Lernen wichtig. Wir lernen offenbar gerne und gut mit anderen zusammen, voneinander, miteinander und manchmal auch einfach nur nebeneinander. Zweitens überfordert das Lernen mit dem Internet viele von uns in Sachen Eigenmotivation und Selbststeuerung. Das können wir nicht richtig gut. (Man könnte sogar sagen: Die Bildungsinstitutionen haben es uns ausgetrieben. Dort wurden wir ja immer bedient und mussten nicht lernen, mit Selbstbedienung zurecht zu kommen.)
Tolle digitale Lerngelegenheiten alleine reichen nicht. Es geht darum, dass wir uns nicht trotz, sondern gerade angesichts unendlicher digitaler Lernmöglichkeiten treffen und in neuen Formen lernen können. Zugespitzt formuliert: Es geht nicht um die Alternative „Onlinekurs im Internet vs. Workshop an einem Tisch“, sondern um die Alternative „Onlinekurs, bei dem jeder für sich alleine lernt vs. Onlinekurs, bei dem man sich in Lerngruppen an einem Tisch dazu austauscht“. Mikrofortbildungen und Peer-to-Peer-Formate können das fehlende Bindeglied bilden – eine Brücke zwischen den neuen Möglichkeiten der digitalen Bildungswelt und den Anforderungen und Möglichkeiten des Arbeitsalltags.