Dieses Prinzip lässt sich wunderbar mit dem vorherigen verknüpfen, denn wenn wir die Lernenden zur kompetenten fachlichen Kommunikation bringen wollen, setzen wir genau bei den Kompetenzen an, die sie meist bereits gut ausgebaut mitbringen; bei den alltagssprachlichen. Im Hinblick auf den Aufbau sowohl fachlichen Wissens als auch sprachlicher Kompetenzen bietet es sich an, zunächst sehr anschaulich und überwiegend mündlich zu arbeiten, zum Beispiel indem im Unterricht über mitgebrachtes Anschauungsmaterial gesprochen wird. Darauf aufbauend kann dann sukzessive die notwendige Fachsprache durch die Lehrkraft eingeführt und die inhaltliche Ebene zunehmend abstrakter gestaltet werden. Bei diesem Vorgehen ist eingangs auch eine zumindest oberflächliche Diagnose des Sprachstandes durch die Lehrkraft möglich, wenn die Lernenden sich im alltagssprachlichen Register austauschen. Sie kann dann gezielt eingreifen und Hilfestellung geben, wo es nötig ist (vgl. Michalak et. al. 2015, S. 139).

Sinnvoll ist es, das Einführen von fachsprachlichen Strukturen immer explizit transparent zu machen und sprachlich zu begleiten: "In der Sprache der Mathematik sagen wir dazu Produkt." So lernen die Schüler:innen die Merkmale und Funktionen der jeweiligen Register kennen und anwenden. 

Diese Aufgabe des "Übersetzens" kann aber auch den Lernenden übertragen werden, um über die sprachliche Ebene sicherzustellen, dass fachliche Inhalte korrekt verinnerlicht worden sind. Ein Beispiel dafür finden Sie hier:


(Michalak et. al. 2015, S. 140)


Es kann darüber hinaus auch explizit kontrastiv gearbeitet werden, indem Lernende beispielsweise eine Aufgabe zunächst in Alltagssprache verschriftlichen und diese dann anschließend - gern auch unter gemeinsamer Aushandlung - in die jeweilige Fachsprache übersetzen und die Unterschiede deutlich machen sollen.  

Zuletzt geändert: Samstag, 4. März 2023, 10:06