Abschnittsübersicht

    • Ziel: Kennenlernen sprachsensibler Unterrichtsmethoden

      Die Relevanz des sprachsensiblen Unterrichtens wurde bereits aufgezeigt; in diesem Abschnitt geht es nun um die konkrete Umsetzung. Wie ist sprachsensibles Unterrichten in allen Fächern möglich? Hierzu schauen wir uns einige Methoden sowie die Prinzipien des sprachsensiblen Unterrichts an - einiges davon wird Ihnen sicher bereits bekannt vorkommen, vielleicht setzen Sie sogar einiges in Ihrem Unterricht ein.


      Wichtig ist, Folgendes im Kopf zu behalten: Beim sprachsensiblen Unterricht geht es nicht darum, alles sprachlich so zu vereinfachen, dass es für alle verständlich ist; das ist nicht das Ziel. Ein solches Vorgehen würde den fachspezifischen Inhalten, die häufig komplex sind und folglich eine komplexe Versachlichung erfordern, nicht gerecht werden (vgl. Michalak&Feigenau 2022, S. 107). Vielmehr sollen die Lernenden in eine sprachlich reichhaltige Umgebung, in ein sogenanntes "Sprachbad" getaucht werden, in welchem sie von der zu erlernenden Bildungssprache umspült werden. Ihre Aufgabe ist es dann, herauszufinden, wo die Lernenden noch Schwierigkeiten haben und ihnen dann - um bei Leisens Metapher zu bleiben - geeignete "Schwimmhilfen" in Form von sprachlicher Unterstützung zukommen zu lassen, sodass sie irgendwann eigenständig schwimmen - das heißt sprachlich handeln - können und die Hilfen ablegen können (vgl. Leisen o.J.)

      Beispiel: 

      Im Rahmen des Sachunterrichts werden die menschlichen Sinnesorgane angesprochen. Es fallen in dem Kontext dann häufig Aussagen wie "Mit den Augen können wir sehen. Mit den Ohren können wir hören." Fachlich ist dies eine Reduktion, die zu falschen Konzeptionen der eigentlichen physiologischen Vorgänge führt, da sie die zentrale Rolle des Gehirns ausblendet: Wenn entsprechend unterrichtet wird, wird bei den Lernenden der Gedanke evoziert, "die Sinnesorgane könnten die Welt 1:1 so ab- bilden, wie sie ist und Wahrnehmung erfolge ausschließlich durch die menschlichen Sinne" (Michalak & Feigenspan 2022, S. 107). Eine geeignetere Ausdrucksweise, die die Funktion des Gehirns miteinbeziehen und die Vorgänge fachlich korrekt und sprachlich nicht überfordernd anbietet, ist folgende:

      "Augen und Ohren sind Beispiele für Sinnesorgane. Die Augen helfen uns beim Sehen. Die Ohren helfen uns beim Hören. Alle Sinnesorgane senden Informationen an das Gehirn. Erst das Gehirn kann für uns aus den Informationen ein Bild oder einen Ton machen. Ohne Gehirn könnten wir gar nichts sehen oder hören." (ebd.)

      Es sollte also beim sprachsensiblen Unterrichten der Fokus auf sprachlich und fachlich reichen Input, ohne zu stark zu vereinfachen, und damit fachliche Verfälschungen zu provozieren, geachtet werden. (vgl. ebd.) Denn nur so können die fachsprachlichen Kompetenzen, welche die Lernenden im Rahmen des Unterrichts erwerben sollen, adäquat vermittelt werden.