Der für die Alltagskommunikation notwendige Wortschatz ist bei den Lernenden meist solide ausgebaut, da er im täglichen sprachlichen Handeln automatisch ausgebaut und gefestigt wird. Diese Kenntnisse reichen aber natürlich nicht aus, um der fachlichen Kommunikation im Unterricht erfolgreich folgen, geschweige denn an ihr partizipieren zu können. Der Aufbau des notwendigen Fachwortschatzes muss durch die Lehrkraft gezielt angeleitet werden. Hiermit sind neben notwendigen Fachbegriffen auch ganze sprachliche Strukturen und typische Formulierungen, wie zum Beispiel im Rahmen von Operatoren, gemeint. Auch sprachliche Mittel, die die Lernenden zur Beantwortung gewisser Aufgaben benötigen (zum Beispiel abwägende Redemittel wie dagegen lässt sich einwenden bei Stellungnahmen oder Diskussionen), müssen explizit erlernt werden (vgl. Michalak et. al. 2015, S. 144). 

Um Lernenden den Einstieg in die fachliche Kommunikation zu erleichtern, bietet es sich unter anderem an, mit sogenannten Chunks zu arbeiten, welche musterhaft angewendet werden und so langsam in den produktiven Wortschatz übergehen. Um aber nicht auf dieser Ebene der fragmentarischen Formulierungshilfen hängen zu bleiben, empfiehlt es sich, bei steigender Sprachkompetenz diese Chunks aufzubrechen und sprachlich zu entschlüsseln. Daher ist die Angabe gewisser grammatischer Informationen wie Genus, Artikel etc. unabdingbar für das Entwickeln einer umfänglichen Sprachkompetenz (vgl. Tajmel/Hägi-Mead 2017, S. 38). Eine exemplarische Tabelle für naturwissenschaftliche Fächer finden Sie hier:



(Tajmel/ Haig-Mead 2017, S. 37)

Zu bedenken bei der Wortschatzarbeit im fachlichen Kontext sind unter anderem Begriffe, die in anderen Disziplinen unterschiedliche Bedeutungen tragen (z.B. Familie in der Soziologie und in der Biologie oder der/die Kiefer) sowie Fremdwörter oder Internationalismen, die den Lernenden über Herleitungen und Sprachvergleiche näher gebracht werden können. 

Sind neue Wörter auf irgendeine Art erfahrbar für die Lernenden, zum Beispiel durch Bilder, Handlungen oder auditiv, so festigen sich diese deutlich schneller (vgl. Michalak et. al. 2015, S. 146). 

Es bietet sich auch an, Wortbaumechanismen durch Wortfelder oder Ähnliches zu untersuchen, wie das folgende Beispiel aus der Grundschule zeigt: 



(Michalak et. al. 2015, S. 147)

Die Lernenden bringen so teilweise ihren eigenen Wortschatz ein und lernen anschaulich, wie die Wortbildung im Deutschen aussehen kann. Dieses sprachliche Phänomen kann dann explizit sprachreflexiv betrachtet und thematisiert werden, um den Wortschatz so zu erweitern und die allgemeine Sprachkompetenz auszubauen. 

Sinnvoll für den Aufbau des Fachwortschatzes in einem jeden Unterricht ist natürlich die Arbeit mit (gern auch zweisprachigen) Wörterbüchern. Die Schüler:innen lernen so zum einen den Umgang mit solchen Nachschlagewerken kennen und können sich zum anderen die Bedeutung spezifischer Begriffe selbst forschend erschließen. Diese Wortschatzarbeit kann durch die Lehrkraft sehr gut angeleitet und durch die Lernenden verschriftlicht werden, um das Recherchierte zu verinnerlichen, wie an folgendem Beispiel deutlich wird:


(Michalak et. al. 2015, S. 150)

Zuletzt geändert: Samstag, 21. Januar 2023, 13:57