Unterrichtsmaterial 1 - Religion
Grundlage eines jeden Unterrichts sind die Inhalte. Diese werden oft schriftlich, zum Beispiel in Form von Schulbüchern oder Arbeitsblättern, vermittelt. (Die Schriftsprachkompetenz ist der mündlichen Sprachkompetenz nachgeordnet; sie wird im Verlauf später erworben und benötigt ein gezieltes Anleiten - wir sprechen daher von gesteuertem Erwerb. Zudem ist das Schreiben als Festhalten sprachlicher Strukturen komplexer, da die behandelten Inhalte dies auch häufig sind und sich diese Tatsache in der Sprache spiegelt. Viele Strukturen, die wir schriftlich verwenden, benutzen wir mündlich kaum, weshalb sie nicht unbedingt entsprechend gefestigt sind.)
Im Folgenden betrachten wir ein Arbeitsblatt für den Religionsunterricht genauer, zunächst in der unbearbeiteten Form:
Das Arbeitsblatt weist schon einige sprachsensible Ansätze, zum Beispiel das Piktogramm links oben in der Ecke, das durch die Lupe und die Kirche die Intention des Arbeitsblattes verdeutlicht, auf. Insbesondere sprachlich herausgeforderten Lernenden können aber einige kleinere Modifizierungen helfen, die Aufgaben zu bearbeiten. Mögliche Modifizierungen sehen Sie hier:
Modifizierungen
In einem ersten Schritt sind alle handlungsinitiierenden Verben, also die Operatoren, durch Fettdruck hervorgehoben worden, sodass den Lernenden deutlich wird, welche (Sprach-)Handlung jeweils auszuführen ist. Dies kann insbesondere Lernenden als Orientierung dienen, die von viel schriftlichem Material überfordert sind und Schwierigkeiten haben, sich auf das Wesentliche der Aufgabe zu fokussieren.
In den eingefügten blauen Kästchen finden sich sprachliche Hilfen, wie zum Beispiel in Aufgabe 1 die Begriffserklärung zu "Aus welcher Sicht" inklusive Beispielen und die möglichen Satzanfänge als Formulierungshilfen (vgl. Michalak et. al. 2015, S. 143). Zudem kann die konkrete Handlungsaufforderung "Schreibe ganze Sätze" Lernenden eine Struktur bei der Bearbeitung der Aufgabe bieten, da die Anforderungen so transparent gemacht werden (vgl. ebd. S. 123, S. 137).
In Aufgabe 2 wurde ebenfalls ein blaues Hilfekästchen eingefügt, das den Lernenden mögliche Begriffe zum in der Aufgabe geforderten Beschreiben des Platzes aufzeigt. An diesen Begriffen können sie sich orientieren und darüber hinaus eigene nutzen. Auch fand eine - für einige Lernende sicher überflüssige, für andere aber wiederum notwendige - Erläuterung des Begriffs "Stichworten" in Klammern statt, sodass die Erwartungen, die an die Lernenden gestellt werden, wieder transparent sind.
In Aufgabe 3 kommt ein trennbares Partikelverb (einprägen) vor, das den Anforderungsgrad der Aufgabe erhöht. Die einfache, aber nicht sprachbildende Alternative wäre die Simplifizierung der Aufgabe durch Ersetzen des Verbs gewesen. In der hier vorliegenden Modifizierung wurde bewusst darauf verzichtet, um den Aufbau bildungssprachlicher Kompetenzen bei den Lernenden anzuregen, indem der Begriff - wieder mittels blauem Hilfekästchen - durch ein alltagssprachlicheres Synonym erklärt wird. Somit haben die Lernenden die Möglichkeit, sich das Verb, das sie im Kontext präsentiert und durch ein einfacheres Verb erklärt bekommen, anzueignen.
In Aufgabe 4 werden in Klammern Beispiele genannt, welche den Lernenden helfen können, die Intention der Aufgabe zu verstehen. Zudem wurde ein Kasten verwendet, der verdeutlicht, dass es sich nicht um eine Schreibaufgabe handelt, in welcher Linien verwendet werden. Dies war auch bereits in Aufgabe 4 der Fall.
Für sprachlich herausgeforderte Lernende können diese kleinen Modifizierungen eine große Wirkung erzielen.