• Ein integratives Modell der Unterrichtsplanung – eine konzeptionelle Landkarte zur Orientierung

    • „Eine konzeptionelle Landkarte“

      Bei der Unterrichtsplanung müssen verschiedene Komponenten zusammen gedacht werden. Im folgenden Video erklärt Dr. Christoph Schüle, Mitarbeiter am Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ), ein integratives Modell der Unterrichtsplanung. Diese „konzeptionelle Landkarte“ kann bei der Orientierung unterstützen, um die verschiedenen Komponenten und Ebenen für Lehrkräfte zu differenzieren.

    • Video Unterrichtsplanung – eine konzeptionelle Landkarte von Christoph Schüle mit Agentur J&K – Jöran und Konsorten im Auftrag des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ Hildesheim) | Lizenz CC BY 4.0
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      Wie haben Sie eigentlich Ihre letzte Unterrichtsstunde geplant? Möglicherweise sind Sie vielleicht von der Frage ausgegangen: Wie bekomme ich eigentlich meine Schülerinnen und Schüler für meine Unterrichtsstunde aktiviert? Also wie sorge ich dafür, dass meine Schülerinnen und Schüler mitmachen? Wie sorge ich dafür, dass meine Unterrichtsstunde läuft? Sorge ich dafür, dass meine Schülerinnen und Schüler sich mit den Inhalten, sich mit dem Fach Inhalt meiner Unterrichtsstunde beschäftigen?

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      Vielleicht haben Sie sich bei der Beantwortung dieser Frage zunächst einmal ganz einfach orientiert. Sprich Sie haben sich vielleicht die Lage der Unterrichtsstunde, die nun ansteht, innerhalb des Stundenplans ihrer Schülerinnen und Schüler, innerhalb Ihres eigenen Stundenplan vergegenwärtigt. Sprich Sie haben sich vielleicht die Frage gestellt: In welcher Situation findet eigentlich diese Unterrichtsstunde statt? Vielleicht haben Sie sich auch klar gemacht: Wo stehen wir eigentlich im Unterrichtsthema? Und [Sie] haben aus dieser Klarwerdung sich vor Augen geführt: Was können meine Schülerinnen und Schüler bereits, was wissen sie bereits?

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      Also wie ist der Lernstoff auf Seiten meiner Schülerinnen und Schüler? Vielleicht haben sie aber auch sich gefragt: Welche Interessen bringen eigentlich meine Schülerinnen und Schüler in meinen Unterricht mit, die ich aufnehmen sollte? Sprich Sie haben sich vielleicht gefragt: Wer sitzt da eigentlich vor mir? Und dann? Dann haben Sie vielleicht aus der Beantwortung dieser Fragen ein Thema bestimmt, um vielleicht ein Ziel für Ihre Unterrichtsstunde festgelegt.

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      Sie haben vielleicht gefragt: In welche Absicht tue ich das eigentlich jetzt? Also, was ist mein Ziel, was ich gemeinsam mit meinen Schülerinnen und Schülern erreichen möchte? Und dann haben Sie vielleicht überlegt, noch einmal im Hinblick auf dieses Ziel: Welchen Inhalt nutze ich dafür? Welches Thema, welche Aufgabe, welchen Text, welche Quelle, welcher Versuch oder welches Experiment? Möglicherweise sind Sie dann auf der Suche nach geeigneten Aufgaben und vielleicht im Internet recherchiert nach einem geeigneten Versuch.

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      Haben vielleicht in Ihren alten Unterlagen einmal aufgestöbert: Was habe ich im vergangenen Schuljahr eigentlich für Texte? Was habe ich dort für Quellen vielleicht genutzt? Und dann haben sie möglicherweise antizipiert: Wie wird das laufen, meine Unterrichtsstunde? Wenn Sie sich überlegen: Wie gehen eigentlich meine Schülerinnen und Schüler bei meiner möglicherweise gewählten Aufgabe vor bei meinem Text? Das heißt, Sie haben antizipiert:

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      Was antworten vielleicht meine Schülerinnen und Schüler, auf Fragen, die sie stellen könnten. Haben Sie sich dabei vielleicht auch noch mal gefragt: Kann eigentlich meine Aufgabe, kann mein Text, mein Versuch wirklich Interesse auf Seiten meiner Schülerinnen und Schüler erzeugen? Und hat meine Aufgabe, hat mein Text, hat meine Quelle, hat mein Versuch vielleicht auch ein bestimmtes Anwendungspotenzial im alltäglichen, vielleicht zukünftigen oder gegenwärtigen Leben für meine Schülerinnen und Schüler?

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      Vielleicht haben Sie sich aber auch klar gemacht, inwiefern Ihre Aufgabe, Ihre Quelle, Ihr Text, Ihr Versuch, das Grundprinzip, die Idee, die Regel oder das Gesetz, was Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern erarbeiten wollen und wiefern diese Aufgabe, diese Quelle oder dieser Versuch, ein solches Gesetz, eine solche Regel, ein solches Prinzip besonders prototypisch widerspiegelt, besonders prototypisch für die Schülerinnen und Schüler darstellt.

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      Und dann sind Sie vielleicht übergegangen und haben sich über die Abfolge der einzelnen Aufgaben Gedanken gemacht, haben sich gefragt: Wie gehen wir eigentlich vor innerhalb unseres Versuches? Vielleicht haben Sie sich auch gefragt: Wie gehen wir vor eigentlich bei der Interpretation meiner Quelle? Wie gehen wir vielleicht vor bei der Erschließung unseres Fachtexte? Das heißt, Sie haben sich unter Umständen die Frage des Wie einer Unterrichtsstunde beantwortet und haben damit festgelegt: Wie sollten eigentlich Ihre Schülerinnen und Schüler miteinander, untereinander und auch mit Ihnen als Lehrkraft zusammenarbeiten?

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      Und [Sie] haben sich vielleicht auch überlegt: Wo gibt es möglicherweise Verständnisschwierigkeiten bei meinen Schülerinnen und Schüler, die ich aufnehmen müsste? Und dann sind Sie vielleicht übergegangen und haben die Hilfsmittel, Materialien, die Medien für ihre Unterrichtsstunde bestimmt.

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      Vielleicht merken Sie: Unterricht – wir haben doch unsere Unterrichtsplanung. [Sie] besteht aus ganz unterschiedlichen Elementen, ganz unterschiedlichen sogenannten „Strukturmomenten“ und besteht dabei immer aus einer sogenannten anthropologisch-psychologischen Struktur. Also eine Struktur, bei der wir uns darauf besinnen, wer der eigentlich mit welchen Kompetenzen, mit welchen Fähigkeiten und auch welchen Interessen vor uns sitzt. Und es wird immer aus einer sogenannten sozial-situativen Struktur bestehen, mit der wir uns bewusst machen: In welcher Situation wird unsere Unterrichtsstunde eigentlich vonstattengehen. Unterricht wohnt aber auch gleichzeitig eine sogenannte intentionale Struktur inne, bei der es um die Absicht und das Ziel unserer Unterrichtsstunde geht.

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      Unterricht besteht aber auch aus einer sogenannten thematischen Struktur, bei der es um das Unterrichtsthema, um den Inhalt, um den eigentlichen Lerngegenstand geht. Und Unterricht besitzt natürlich auch eine methodische Struktur, die sich letztlich mit der Frage des Wie beschäftigt, also wie wir vorgehen, wie wir unsere Schülerinnen und Schüler untereinander und miteinander zusammenarbeiten lassen. Schlussendlich besteht Unterricht immer auch aus einer medialen Struktur, bei der es um die Hilfsmittel und die Medien und die Materialien für unsere Unterrichtsstunde geht.

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      Vielleicht merken Sie einen Unterschied zwischen diesen einzelnen Momenten, zwischen diesen einzelnen Elementen des Unterrichts und der Unterrichtsplanung. Also während die anthropologisch-psychologische, aber eben auch die sozial-situative Struktur jeweils alle Elemente nur beschreibt, [die] im Vorfeld der Unterrichtsstunde vorliegen, treffen wir im Hinblick auf unsere intentionale, methodische, thematische, aber auch mediale Struktur immer eine Entscheidung. Im Rahmen der Unterrichtsplanung überlegen wir uns erst einmal, wer da vor mir sitzt.

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      Wir diagnostizieren die Wissensbestände, die Kompetenzstände unserer Schülerinnen und Schüler, diagnostizieren möglicherweise das Interesse unserer Schülerinnen und Schüler und treffen dann darauf abgestimmt, immer eine Entscheidung. Das heißt, alle thematischen, alle methodischen, alle medialen und intentionalen Entscheidungen, die wir im Kontext der Unterrichtsstunde treffen. All diese Entscheidungen stimmen wir auf die Bedingungen unseres Unterrichts ab. Dieses Planungsprinzip nennt man dabei die sogenannte „Adaptivität“.

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      Und zweitens streben wir natürlich im Rahmen unserer Unterrichtsplanung nach Kohärenz, nach Klarheit und Struktur innerhalb des Unterrichtes. Um natürlich diese Kohärenz und diese Klarheit und Struktur zu erreichen, müssen wir natürlich diese einzelnen Bereiche aufeinander abstimmen, miteinander verknüpfen und in Beziehung setzen. Dieses Prinzip, diese in Beziehung setzen, diese Verknüpfung, dies nennt man wiederum das Interdependenz-Prinzip der Unterrichtsplanung.


    • Vertiefung: Die „Landkarte“ in einer interaktiven Variante

      Sie können selbst mit der Landkarte aus dem oben gezeigten Video weiterarbeiten. Wir haben dafür eine Variante erstellt, die Sie im Browser bearbeiten können. Sie können beispielsweise eigene Notizen hinzufügen und so einen Fall aus Ihrer eigenen Praxis anhand der verschiedenen Felder beschreiben.

      Der verwendete Dienst heißt Excalidraw und funktioniert ohne Zusatz-Software in Ihrem Browser. Sie können hier eine Version aufrufen, die nicht bearbeitet werden kann. Wenn Sie eine eigene Version anlegen und bearbeiten wollen, laden Sie sich hier eine Kopie im json-Format herunter und speichern Sie diese bei sich ab. Starten Sie anschließend auf https://draw.kits.blog/ eine leere Zeichnung, wählen Sie das Icon „Laden“ oben links (zweites Icon von links, ein offener Hefter) und importieren Sie die zuvor gespeicherte json-Datei.


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      Exkurs: Excalidraw und andere Webtools für den Unterricht

      Übrigens: Excalidraw lässt sich für verschiedene Zwecke einsetzen, auch im Unterricht. Mehr dazu erfahren Sie im Lernangebot Webtools für den Unterricht für eine veränderte Lernkultur des NLQ. Darin werden neben Excalidraw zahlreiche weitere praktische Tools vorgestellt und Einblick in eine veränderte Lernkultur ermöglicht.
      Das Inhaltsverzeichnis des Lernangebots Webtools für den Unterricht für eine veränderte Lernkultur | Grafiken von Jula Henke, Agentur J&K – Jöran und Konsorten im Auftrag des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ Hildesheim) | CC BY 4.0

    • Jetzt sind Sie dran!

      Nutzen Sie das im Video beschriebene integrative Modell der Unterrichtsplanung, um Ihren eigenen Unterricht zu reflektieren. Notieren Sie für sich zu den einzelnen Punkten, wo Sie Ihre eigene Arbeit als gut aufgestellt wahrnehmen und wo Sie Ihre Planung (noch) weiter entwickeln wollen.