Lernen durch Lehren (LdL) im Unterricht
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Stimmen aus der Praxis
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Stimmen aus der Praxis
In dieser Lerneinheit erfahren Sie mehr über die besondere Perspektive des Quereinstiegs zu unserem Thema. Wir haben quereingestiegene Lehrkräfte nach ihren Erfahrungen mit LdL gefragt:
- Beschreiben Sie, wie Sie LdL in Ihrem Unterricht nutzen.
- Beschreiben Sie, wie Ihre Schülerinnen und Schüler auf LdL reagieren.
- Beschreiben Sie, wie sich bei LdL Ihre Rolle als Lehrkraft ändert.
Audio Stimmen aus der Praxis zum Lernen durch Lehren (LdL) von mehreren Praxisstimmen mit der Agentur J&K – Jöran und Konsorten im Auftrag des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ Hildesheim) | Lizenz CC BY 4.0 | Mehr zu den Mitwirkenden finden Sie in unserer Danksagung in: „Über dieses Lernangebot“ -
Das Transkript zum Audio finden Sie hier.
Beschreiben Sie, wie Sie LdL in Ihrem Unterricht nutzen.
00:00:01:08 - 00:00:41:13
Manuel Grifka, Gymnasium
Ich nutze Lernen durch Lehren häufig im Unterricht. Der Klassiker ist zum Beispiel das Gruppen Puzzle mit seiner hohen positiven Abhängigkeit. Außerdem nach Phasen, in denen vielleicht viele neue Fachbegriffe gelernt wurden. Als Abschluss ein sogenanntes Panini, bei dem durch gegenseitiges Erklären von Begriffen Fachbegriffe getauscht werden können und so eine Sicherung Vertiefung noch mal stattfindet. Und ich möchte auch nicht unerwähnt lassen, dass im Grunde ja auch das Zulassen von Schüler*innen-Kommunikation während des normalen Unterrichts bei mir zum Beispiel in der Oberstufe Informatik von alleine passiert und auch in der Unterstufe Mathe. Man sollte in meinen Augen nur reflektieren mit den Schüler*innen, dass es darum geht, sich nicht Ergebnisse vorzuzeigen, sondern wirklich Lösungsstrategien zu erklären.
00:00:43:06 - 00:02:18:13
Alex F., Oberschule in Niedersachsen
LdL im Klein-Klein, zum Beispiel im Englischunterricht, ist ziemlich häufig gegeben. Das Think-Pair-Share, dass die Schüler miteinander reden, sich gegenseitig Dinge erklären, ist völlig normal. Ich mache relativ viel mit Konversation. Dass sie miteinander reden und schon das hilft gegenseitig. Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen beim Sprechen zu geben, bei Dingen, wo es wirklich etwas größer gestrickt ist, mache ich gern in Gesellschaftswissenschaften.
In den älteren Klassen: Gruppenaufgaben. Es ist immer die Frage wer schleppt wen mit? Wer arbeitet wirklich mit? Welche Schülerinnen Schüler sind überfordert? An der Oberschule haben wir immer ein paar schwächere Schülerinnen. Und da muss ich als Lehrkraft schon begleiten, weil ansonsten steht am Ende von der Gruppe eineinhalb Personen, die alles wissen. Und zwar hat die zum Beispiel mein Referat, wenn das wiedergegeben wird, nicht wissen, worum es geht.
Aber das gegenseitige Erklären muss ich da teilweise– ich muss darum bitten, dass etwas erklärt wird innerhalb der Gruppe, selbst wenn der Auftrag gegeben ist, selbst wenn die wissen, eigentlich ist es meine Aufgabe, dass es tatsächlich passiert. Das muss ich teilweise einfordern.
00:02:19:13 - 00:02:38:20
Ralf, Berufsschule
Das Thema Lernen durch Lehren ist, glaube ich, in Schule implizit allgegenwärtig. Wenn Schüler*innen sich gegenseitig was beibringen, dann müssen sie natürlich erst mal verstanden haben, was sie einem gerade vermitteln wollen.
00:02:40:00 - 00:03:19:03
Anonym, Grundschule
Ich verwende Lernen durch Lehren sicherlich nicht in Reinform, aber ich versuche schnell zu identifizieren, welche Schülerinnen schon schneller sind, die Aufgaben schon verstanden oder erledigt haben, schon wissen, wie Dinge gehen und leite dann andere Schüler in die Hilfe, brauchen schnell zu denen weiter. [Ich] sage dann nur: „Frag die, fragt den! Kümmert euch gemeinsam darum, das so und so zu machen und abzugeben.“ Und das finde ich auch sehr hilfreich, dann die Last von mir zu nehmen und natürlich auch die Selbstständigkeit damit zu fördern, dass nicht alles immer um von der einen Lehrperson ausgehen muss.
00:03:20:23 - 00:03:36:00
Gratian Riter, Berufsschule
LdL kann ich in meiner Oberstufe leider nur als Zusatz nutzen, nicht als eigene Prüfungsleistungen. Das heißt, ich gebe dann einzelne Einheiten an Schüler ab und die bereiten die dann vor.
Nennen Sie ein Beispiel, wie Ihre Schüler*innen auf LdL reagieren.
00:03:36:00 - 00:03:59:13
Gratian Riter, Berufsschule
Die Schülerinnen reagieren sehr gut auf LdL, sowohl die Durchführenden als auch diejenigen, die weiter in der Schülerinnen Rolle bleiben, weil man plötzlich sieht, dass die Kompetenzen, die sie haben, also die werden eben sichtbar.
00:03:59:13 - 00:04:37:14
Ralf, Berufsschule
Die klassische LDL Situation in der Schule ist, fürchte ich, dass Schüler*innen ein Referat vorbereitet haben und das dann vorstellen. Und da habe ich den Eindruck, auch da geht es oft eher darum abzuliefern, eine Note zu bekommen und weniger darum, tatsächlich den Mitschülern innen etwas zu erklären. Und das ist dann sozusagen die negative Seite. Dieser Idee Lernen durch Lehren, wenn man es schafft, tatsächlich die Schüler in diesen Austausch zu bringen, dass sie sich gegenseitig etwas beibringen, dann ist das ganz wertvoll.
00:04:38:16 - 00:04:48:11
Anonym, Grundschule
Die Schüler*innen fühlen sich gesehen und bestätigt, finden es toll, wenn sie was können und das auch zeigen können und helfen dann auch immer sehr, sehr gerne.
Nennen Sie ein Beispiel, wie sich bei LdL Ihre Rolle als Lehrkraft ändert.
00:04:49:01 - 00:05:30:23
Manuel Grifka, Gymnasium
Beim Lernen durch Lehren ändert sich die Rolle im Verhältnis zum klassischen Frontalunterricht sicherlich dadurch, dass man selbst nicht in der aktiven Rolle ist. Auf den ersten Blick. Die Schüler sind aktiv, man selber beobachtet. Er muss natürlich schauen, ob man Vorstellungen wahrnehmen muss, die sich entwickeln, bei denen man korrigierend ein Eingreifen unterstützen muss. Außerdem ist auch diese Expertenfunktion, die man sowieso hat und auch wenn an Aufgaben gearbeitet wird, noch mal deutlich gestärkt,finde ich, weil dann eine Wertschätzung auch dafür da ist seitens der Schüler*innen, dass da jemand im Raum ist, der im Zweifel gefragt werden kann, wenn man selber mit seinen Erklärungen nicht mehr weiterkommt oder merkt, dass es noch nicht genug verstanden zu haben, um es gut erklären zu können.
00:05:32:05 - 00:06:27:16
Ralf, Berufsschule
Wenn wir auf die Rolle der Lehrkraft gucken. Die Herausforderung ist, dass man klar machen muss: Was leistet denn die Lehrkraft, wenn die Schüler sich schon gegenseitig etwas beibringen? Wo kann die Lehrkraft dann noch unterstützend wirken, weil Unterricht eben oft verkürzt ist auf Fach, Inhalte oder Fachkompetenzen und weniger auf Sozial und selbst Kompetenzen oder Methoden Kompetenzen? Und da würde ich stärker die Rolle der Lehrkraft sehen, dass die eben in dem Bereich neue Dinge einbringt oder noch besser sie anderen Lernenden entlockt und so ja eher eine moderierende Tätigkeit einnimmt. Oder vielleicht noch mal, als, ich sage mal, Second-Level-Support vielleicht zur Verfügung steht. Insofern ja, das würde ich zum Thema Lernen durch Lehren beitragen wollen.
00:06:28:23 - 00:06:41:22
Gratian Riter, Berufsschule
Ja, auch bei LdL. Da ist eigentlich mein Ziel dann erreicht, wenn ich einfach im Hintergrund verschwinden kann. Noch als Beobachter da bin, um bei nachhaltigen Verwirrungen irgendwann vielleicht mal einzugreifen.
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Im Audio wird die Methode Gruppenpuzzle erwähnt. Hier finden Sie ein Video mit einer Anleitung zur Methode: Gruppenpuzzle.
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