Einführung: Sprachsensibler Fachunterricht
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In diesem Baustein lernen Sie die Grundlagen des sprachsensiblen Unterrichtens kennen.
Hierzu wird zunächst ein Blick auf die sprachlichen Anforderungen der Schule geworfen und dabei exemplarisch eine Materialanalyse durchgeführt. Anschließend erhalten Sie Gelegenheit, Ihre Fächer einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und fachsprachliche Besonderheiten zu ermitteln, Material zu untersuchen und sprachsensibel zu modifizieren. Um das passende Handwerkzeug für einen sprachsensibel ausgerichteten Unterricht zu erhalten, betrachten wir dann 10 Prinzipien des sprachsensiblen Unterrichts sowie nützliche Methoden, die Ihre Lernenden beim Aufbau der mündlichen und schriftlichen Sprachkompetenz unterstützen.
Abschließend werden drei Unterrichtsfächer exemplarisch betrachtet, um Ihnen so einen fächerübergreifenden Einblick zu ermöglichen und ggf. Synergien herzustellen. Im Rahmen der Aufgaben können Sie Ihr erworbenes Wissen anwenden und festigen.
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(Quelle: https://pixabay.com/de/illustrations/feedback-zur%C3%BCckmelden-gesch%C3%A4ftsleute-2990424/)
Obwohl Deutschland amtlich einsprachig ist und der Unterricht in den Schulen ganz überwiegend auch monolingual auf Deutsch erteilt wird, steht dies doch im Gegensatz zur faktischen Mehrsprachigkeit der Gesellschaft und vor allem auch der Lernenden (vgl. Dirim 2015, S. 26) Wir alle sprechen - neben Zweit- und Fremdsprachen - verschiedene Ausprägungen des Deutschen, indem wir zum Beispiel Dialekte beherrschen oder uns auch ganz einfach mit verschiedenen Personen unterschiedlich unterhalten (vgl. Dirim 2015, S. 27). So weist ein Gespräch mit einem Verkäufer andere sprachliche Aspekte auf als eines mit einer Ärztin; mit Freunden und Familie sprechen wir anders als mit unserer Vorgesetzten und so weiter. Auch die Schüler:innen kommen mit unterschiedlichen sprachlichen Ressourcen in die Schule, welche es auszubauen und zu nutzen gilt. Denn die Sprache, die in der Schule gesprochen und verlangt wird, wird nicht ungesteuert und nebenbei erworben, sondern muss - genau wie eine Fremdsprache - explizit erlernt werden. Es handelt sich dabei um das Register der Bildungssprache, welches für den schulischen und allgemeinen Bildungserfolg elementar ist (vgl. Schmölzer-Eibinger 2012, S. 25). Den Besonderheiten dieses sprachlichen Registers widmen wir uns in diesem Abschnitt.
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Ziel: Kennenlernen sprachsensibler Unterrichtsmethoden
Die Relevanz des sprachsensiblen Unterrichtens wurde bereits aufgezeigt; in diesem Abschnitt geht es nun um die konkrete Umsetzung. Wie ist sprachsensibles Unterrichten in allen Fächern möglich? Hierzu schauen wir uns einige Methoden sowie die Prinzipien des sprachsensiblen Unterrichts an - einiges davon wird Ihnen sicher bereits bekannt vorkommen, vielleicht setzen Sie sogar einiges in Ihrem Unterricht ein.
Wichtig ist, Folgendes im Kopf zu behalten: Beim sprachsensiblen Unterricht geht es nicht darum, alles sprachlich so zu vereinfachen, dass es für alle verständlich ist; das ist nicht das Ziel. Ein solches Vorgehen würde den fachspezifischen Inhalten, die häufig komplex sind und folglich eine komplexe Versachlichung erfordern, nicht gerecht werden (vgl. Michalak&Feigenau 2022, S. 107). Vielmehr sollen die Lernenden in eine sprachlich reichhaltige Umgebung, in ein sogenanntes "Sprachbad" getaucht werden, in welchem sie von der zu erlernenden Bildungssprache umspült werden. Ihre Aufgabe ist es dann, herauszufinden, wo die Lernenden noch Schwierigkeiten haben und ihnen dann - um bei Leisens Metapher zu bleiben - geeignete "Schwimmhilfen" in Form von sprachlicher Unterstützung zukommen zu lassen, sodass sie irgendwann eigenständig schwimmen - das heißt sprachlich handeln - können und die Hilfen ablegen können (vgl. Leisen o.J.)
Beispiel:
Im Rahmen des Sachunterrichts werden die menschlichen Sinnesorgane angesprochen. Es fallen in dem Kontext dann häufig Aussagen wie "Mit den Augen können wir sehen. Mit den Ohren können wir hören." Fachlich ist dies eine Reduktion, die zu falschen Konzeptionen der eigentlichen physiologischen Vorgänge führt, da sie die zentrale Rolle des Gehirns ausblendet: Wenn entsprechend unterrichtet wird, wird bei den Lernenden der Gedanke evoziert, "die Sinnesorgane könnten die Welt 1:1 so ab- bilden, wie sie ist und Wahrnehmung erfolge ausschließlich durch die menschlichen Sinne" (Michalak & Feigenspan 2022, S. 107). Eine geeignetere Ausdrucksweise, die die Funktion des Gehirns miteinbeziehen und die Vorgänge fachlich korrekt und sprachlich nicht überfordernd anbietet, ist folgende:
"Augen und Ohren sind Beispiele für Sinnesorgane. Die Augen helfen uns beim Sehen. Die Ohren helfen uns beim Hören. Alle Sinnesorgane senden Informationen an das Gehirn. Erst das Gehirn kann für uns aus den Informationen ein Bild oder einen Ton machen. Ohne Gehirn könnten wir gar nichts sehen oder hören." (ebd.)
Es sollte also beim sprachsensiblen Unterrichten der Fokus auf sprachlich und fachlich reichen Input, ohne zu stark zu vereinfachen, und damit fachliche Verfälschungen zu provozieren, geachtet werden. (vgl. ebd.) Denn nur so können die fachsprachlichen Kompetenzen, welche die Lernenden im Rahmen des Unterrichts erwerben sollen, adäquat vermittelt werden.
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Ziele: Aufbau von Sprachbewusstheit; Reflexion des eigenen Sprachgebrauchs; Befähigung zur Analyse, Bewertung und Modifizierung von Unterrichtsmaterial hinsichtlich der Sprachsensibilität
Den Satz Jede Fachlehrkraft ist zugleich Deutschlehrkraft haben Sie sicher in der ein oder anderen Form schon einmal gehört. Natürlich müssen Sie nun nicht die Aufgaben des Deutschunterrichts übernehmen. Es ist aber in jedem Fall gewinnbringend, sich die Sprache der eigenen Unterrichtsfächer einmal genau anzuschauen, um sich möglicher Hürden und auch Potenziale für die Lernenden bewusst zu werden. Haben Sie nicht nur die Hürden, sondern auch die allgemeinen sprachlichen Spezifika Ihrer Fächer identifiziert, ist das Erstellen von sprachsensiblem Unterrichtsmaterial umso einfacher. Im Folgenden betrachten wir ein mögliches Vorgehen exemplarisch.
Dabei schauen wir zunächst auf die Kerncurricula, um die grundlegenden sprachlichen Anforderungen zu ermitteln. Der Fokus liegt dabei auf den Operatoren und sich daraus ergebenden sprachlichen Handlungen und Textformen sowie den daraus implizit resultierenden oder auch explizit genannten sprachlichen Kompetenzen. Anschließend betrachten wir konkretes Unterrichtsmaterial, um auch dort das geforderte sprachliche Können und Wissen zu eruieren.
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Um nun aktiv in die sprachsensible Unterrichtsplanung und -durchführung zu gehen, finden Sie in diesem Abschnitt noch einige nützliche Instrumente und Anregungen zur Unterstützung.
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CC BY SA (4.0)
Projekt "Digitalisierung in der Oldenburger Lehrerinnen- und Lehrerbildung"
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Kurs erstellt von Alina Großmann
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